Volltext: Die Operationen des Jahres 1916 : bis zum Wechsel in der Obersten Heeresleitung (10. 1936)

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Die Oberste Heeresleitung um die Jahreswende 1915/16. 
Herbst i9i5. Weg bis zum guten oder bitteren Ende zu gehen, ob wir wollen oder nicht. 
Daß die Ansicht, wir hätten noch eine Wahl, überhaupt vertreten werden 
kann, beruht auf völliger Verkennung des ungeheuren Geschehens, an dem 
wir teilnehmen. Cs handelt sich nicht mehr um einen Krieg, wie wir ihn 
früher kannten, sondern der Krieg ist für alle Beteiligten mittlerweile zum 
Kampf um das Dafein im eigentlichen Sinne geworden. Derjenigen Partei, 
die in einem solchen Ringen, in dem es um das Höchste geht, mit Friedens- 
anerbietungen hervortritt, ohne daß sie ganz sichere Anzeichen von seiten 
eines der Gegner hat, daß er nachzugeben bereit ist, zeigt verderbliche 
Schwäche, wenn sie ihre Vorschläge auch noch so vorsichtig faßt. Ich sage 
verderbliche Schwäche, weil das Anerbieten automatisch zur Schwächung 
des Willens zum Durchhalten beim eigenen Volk, der Kampfkraft beim 
Heere und zur Stärkung dieses Willens bei den Feinden führen muß". 
Reichskanzler von Bethmann Hollweg verwahrte sich in 
feiner Antwort gegen die Annahme, daß er in dieser Frage einen anderen 
Standpunkt als der Generalstabschef vertrete, betonte aber, daß er es für 
geboten halte, etwaige Friedensneigungen, falls sie sich bei unseren Feinden 
zeigen sollten, zu unterstützen, da wir im Kampf um unser Dasein trotz aller 
Zuversicht auf den Sieg unseres Heeres auf keine Waffe verzichten dürften, 
die die Kraft unserer Feinde schwäche. 
Ende iNs. General von Falkenhayn hat seine Beurteilung der militärpolitischen 
Gesamtlage und die aus ihr gezogenen Schlüsse um Weihnachten 1915 in 
schriftlichen Ausführungen niedergelegt, die ihm als Unterlage für einen 
Vortrag beim Kaifer dienten'). Im Mittelpunkt aller seiner Gedanken und 
Erwägungen steht dabei England. In ihm sieht er „den Erzfeind in 
diefem Kriege", der den Kriegswillen aller Verbündeten mit ungeheuer- 
lichem Druck auf sie aufrechtzuerhalten weiß. „Zwar ist es gelungen, auch 
die englische Feste schwer zu erschüttern — der beste Beweis dafür ist der 
bevorstehende Übergang zur allgemeinen Wehrpflicht). Cr ist aber auch ein 
Beweis, zu welchen Opfern England fähig ist, um das erstrebte Ziel, die 
dauernde Ausschaltung des ihm am gefährlichsten scheinenden Nebenbuhlers, 
]) Die in Form einer Denkschrift gehaltenen Ausführungen sind abgedruckt bei 
von Falkenhayn, „Die Oberste Heeresleitung 1914/16 in ihren wichtigsten Ent¬ 
schließungen", S. 176 ff. In den Aktenbeständen des Reichsarchivs befindet sich die 
Niederschrift nicht. Auch sind alle Bemühungen, sie ausfindig zu machen, erfolglos 
geblieben. Cs muß dahingestellt bleiben, ob General von Falkenhayn den Inhalt der 
Denkschrift dem Kaiser in Form einer einmaligen zusammenhängenden Darlegung oder 
in verschiedenen zeitlich getrennten Abschnitten vorgetragen hat. 
Im folgenden wird die Niederschrift der Kürze halber „Weihnachtsdenkschrift" 
genannt, die ihr entnommenen Sätze sind mit (W. D.) kenntlich gemacht. 
y S. 53.
	        
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