Ostufer: Reuer Angriffsplan. Störung durch den Feind. 151
die Zuweisung eines Regiments der gerade in der Ablösung der 121. In-
fanterie-Division begriffenen 1. Infanterie-Division an das XVIII. Armee-
korps für den Angriff gegen den Kolben-Wald vereinbart und weiterhin in
Aussicht genommen, letzteres so bald wie möglich durch die eben von der
Obersten Heeresleitung überwiesene 5. und 6. Infanterie-Division zu
ersetzen. Die starken Bedenken, die General von Lochow gegen den neuer-
lichen Einsatz der beiden brandenburgischen Divisionen an der gleichen
Stelle wie im Februar äußerte, konnten unter dem Zwang der Verhältnisse
aller Voraussicht nach keine Berücksichtigung finden. Die Frage des
Generals Schmidt von Knobelsdorf, ob der Angriff nicht mit diesen frischen
Truppen „mehr in einem Ruck" gemacht werden könne, verneinte General
von Lochow, weil er „nicht genügend Truppen zum Sturm in breiter Front
bereitstellen" könne. So blieb es bei den Plänen der Ostgruppe, deren
zeitgerechte Durchführung sich indessen infolge der Ereignisse an der Front
als unmöglich erwies.
In den ersten Nachmittagsstunden des 19. April steigerte sich das
ununterbrochen auf den Stellungen der 21. Infanterie-Division
im Caillette-Wald liegende Artilleriefeuer zu einem Trommelfeuer von
bisher kaum erlebter Stärke und Zielsicherheit. Die Gräben wurden' nahezu
völlig eingeebnet, die Besatzung größtenteils außer Gefecht gesetzt. Die
wenigen sich zähe an das umgewühlte Erdreich klammernden überlebenden
vermochten keinen nachhaltigen Widerstand mehr zu leisten, als der Feind
gegen 7° abends zum Angriff schritt. Im ersten Anlauf überrannte er die
vorderste deutsche Stellung im Caillette-Wald, stellenweise drang er sogar
über besten Ostrand gegen die Kasematten-Schlucht vor. übertriebene
Meldungen vom Vorgehen dichter Kolonnen gegen den Panzerturm östlich
des Forts Douaumont ließen die Lage als so ernst erscheinen, daß die
gesamten Reserven des XVIII. Armeekorps in die Vrule- und Hassoule-
Schlucht vorgezogen und drei Bataillone zum Gegenstoß angesetzt wurden.
Inzwischen war es jedoch Bereitschaften gelungen, den Feind im Ostteil des
Caillette-Waldes in seine Ausgangsstellungen zurückzuwerfen. Im Westteil
blieb die bisherige vorderste Linie in seiner Hand.
Diese Ereignisse veranlagten General von Lochow am 20.April,
den Angriff im Caillette-Wald und östlich davon auf unbestimmte Zeit zu
verschieben. Vorerst sollte mit größtem Nachdruck der Ausbau der zusammen-
geschossenen Stellungen betrieben werden. Auch von der Wegnahme der
Flankierungsanlagen am Südende der Fumin-Schlucht mußte einstweilen
abgesehen werden, da sie nur gleichzeitig mit dem Angriff beiderseits der
Vritenschlucht erfolgen konnte.