Full text: Die Operationen des Jahres 1915 ; [3]. Die Ereignisse im Westen und auf dem Balkan vom Sommer bis zum Jahresschluß (9. 1933)

VII. Die Lage der Mittelmächte gegen 
Jahresende 
Karte 1. 
Die gewaltige Wucht der großen Offensive der Westgegner hatte 
General von Falkenhayn mitten in den Vorbereitungen zum serbischen 
Feldzuge überrascht. Es mochte zunächst zweifelhaft erscheinen, ob 
trotzdem an dem Gedanken der Durchführung der Angriffsoperationen gegen 
Serbien festgehalten werden dürfe, oder ob die gefahrdrohende Lage im 
Westen nicht eine noch stärkere Verlagerung des Schwergewichts der Krieg- 
führung dorthin erforderlich machte. Mit bemerkenswerter Festigkeit ver- 
folgte indes General von Falkenhayn sein operatives Ziel und ließ sich trotz 
der äußerst gespannten Lage auf dem französischen Kriegsschauplatze in 
keiner Weise das Gesetz des Handelns durch die Offensive der Westmächte 
vorschreiben. Lediglich die 5. Infanterie-Diviston, die am 24. September 
mit dem Abtransport an die Donau beginnen sollte, wurde auf dringendes 
Ersuchen des Generalobersten von Einem der Z.Armee zur Verfügung 
gestellt. Die sonstigen Anordnungen der Obersten Heeresleitung für die 
Herbstschlachten im Artois und in der Champagne bezogen sich vornehmlich 
auf die Heranführung von Reserven, die bereits an der Westfront standen 
oder schon früher zur Abbeförderung dorthin bestimmt waren. 
Im übrigen wurden die Vorbereitungen für den serbischen Feldzug 
durch die englisch-sranzösischen Angriffe nicht berührt. Angestört konnten 
die Erkundungen und Vereitstellungen für den Übergang über Save und 
Donau ihren Fortgang nehmen. Dies war von nicht zu unterschätzender 
Bedeutung, um so mehr, als eine Änderung der für das serbische Anter- 
nehmen getroffenen Vereinbarungen noch in letzter Stunde die Mitwirkung 
Bulgariens hätte in Frage stellen können. Die Abwehrsiege des deutschen 
Westheeres waren zudem geeignet, wenigstens zum Teil die moralische Ein- 
büße wieder auszugleichen, die das Ansehen der Mittelmächte durch den 
unglücklichen Verlauf der österreichifch-ungarifchen Offensive in Ostgalizien 
und Wolhynien^) vor allem bei den am Kriege noch nicht beteiligten Balkan- 
Staaten erlitten hatte. Dies fiel gerade jetzt, zu Beginn der Operationen 
gegen Serbien, stark ins Gewicht. 
!) Band Vili, S. 563 ff.
	        
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