Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [3]. Die Ereignisse im Westen und auf dem Balkan vom Sommer bis zum Jahresschluß (9. 1933)

Der Verlust von Togo. 
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Lome die Zufuhr von See aus abschneiden; dadurch mußte auch das Hinter- 
land in ihre Hand fallen. Bereits am 7. August schlugen die Franzosen 
gemeinsames Vorgehen vor. Cs wurde vereinbart, in drei Kolonnen gegen 
Kamina vorzumarschieren: von der Küste aus — wo die Engländer bereits 
am 8. August, ohne Widerstand zu finden, Lome und die Franzosen Anecho 
besetzt hatten — vereinigte britische und französische Kräfte mit insgesamt 
51 Europäern, 985 Eingeborenen, 5 Geschützen und 4 Maschinengewehren^), 
von Westen über Kete Kratschi eine englische Kolonne in Stärke von etwa 
8 Europäern und 480 Eingeborenen mit 3 Maschinengewehren, von Osten 
über Tscheti eine französische Kolonne in Stärke von 23 Europäern, 345 Ein- 
geborenen und 2 Geschützen. Insgesamt 1892 Gewehre, 7 Geschütze und 
7 Maschinengewehre gegen 898 Gewehre und 4 Maschinengewehre auf 
deutscher Seite. 
Abgesehen von der Vereitstellung einer farbigen Reserve zur Ver- 
stärkung der Polizeitruppe waren Mobilmachungsmaßnahmen für das 
deutsche Schutzgebiet nicht vorbereitet. Da in Ermangelung von Küsten- 
besestigungen die offene Reede von Lome nicht verteidigt werden konnte, 
sollte bei Annäherung feindlicher Streitkräfte die Verteidigung ins Innere 
verlegt werden. Gerade unter den Deutschen Togos wurzelte trotz Kenntnis 
der militärischen Vorbereitungen in den Nachbarkolonien der Glaube an die 
Solidarität der Weißen Westafrikas besonders stark, genährt durch gelegent- 
liche, allerdings unverbindliche Äußerungen von Gouverneuren der Gold- 
küste: ein europäischer Krieg dürfe auf die westafrikanischen Kolonien nicht 
übergreifen. Bei Kriegsausbruch unterbreitete daher der Stellvertreter des 
abwesenden Gouverneurs von Togo, des Herzogs Adolf Friedrich von Meck- 
lenburg. Geheimer Regierungsrat Major a. D. von Doering den Gouver- 
neuren der französischen Kolonien Dahomey und Haut Senegal et Niger 
sowie dem Gouverneur der englischen Kolonie Goldküste den Vorschlag, 
sich während des europäischen Krieges neutral zu verhalten; dieses wurde 
jedoch abgelehnt, die bedingungslose Übergabe des Schutzgebietes gefordert. 
Mit dem funktelegraphifchen Mobilmachungsbefehl ging am Abend 
des 1. August die Weisung ein, die Funkstation Kamina zu halten. Der 
stellvertretende Gouverneur hatte daraufhin alle erforderlichen Maßnahmen 
getroffen. Aus der Polizeitruppe, der Bezirkspolizei und den Grenz- 
Wächtern sowie aus ehemaligen farbigen Soldaten und Rekruten wurden 
sechs Kompagnien aufgestellt), auf welche die durch Einberufung der Per¬ 
sonen des Beurlaubtenstandes und des Landsturmes verfügbaren Europäer 
x) Davon sind aber Teile erst im Laufe der Operationen eingetroffen und nicht 
mehr zum Einsatz gekommen. 
2) Soweit aus den Akten festzustellen ist. 
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