428 Bedeutung der Kriegswirtschaft und Kriegsrüstung in der Gesamtkriegführung.
ungünstigen Entwicklung der operativen Lage dringenden Heeresverschie-
bungen durchgeführt werden. Trotz beträchtlicher Schwierigkeiten und viel-
facher Reibungen, die der Betrieb auf den Bahnen der besetzten Gebiete in
den ersten Zeiten mit sich brachte, gelang es bei höchster Anspannung aller
Beteiligten und straffer Leitung durch den Chef des Feldeisenbahnwesens,
Oberst Groener, die für die Weiterführung der Operationen auf dem rechten
Heeresflügel notwendigen Kräfte rechtzeitig heranzuführen. Insgesamt
wurden in der Zeit vom 7. September bis 10. Oktober neben den Etappen-
formationen 15 Infanterie- und 4 Kavallerie-Divisionen mit mehr als
1200 Truppenzügen aus den Reichslanden nach Belgien und Rordsrankreich
auf dem Schienenwege überführt. Als Mitte Oktober die in der Heimat
neuaufgestellten Reservekorps nach dem westlichen Kriegsschauplatz befördert
und im Verlaufe der anschließenden Kämpfe zahlreiche Verbände längs der
Heeresfront verschoben werden mußten, hatten sich die Zustände auf den
belgisch-französifchen Eisenbahnen trotz stärkster Inanspruchnahme bereits
so weit gebessert, daß sich die Abwicklung des Verkehrs ohne wesentliche
Schwierigkeiten vollzog.
Nachdem an der Westfront die ersten Transporte auf den in Feindes-
land besetzten Schienenwegen von den benachbarten heimatlichen Eisenbahn-
Verwaltungen durchgeführt worden waren, erfolgte sehr bald der Einsatz
von Militär-Eisenbahndirektionen und betriebführenden
Linienkommandanturen"), die mit den unterstellten Eisenbahn-
truppen die Wiederherstellung der zerstörten Strecken und deren Ausnutzung
übernahmen. Hierbei erforderte die Fahrbarmachung der gesprengten
Brücken und Tunnel die schwierigsten und umfangreichsten Arbeiten. Durch
Anwendung einfachster Konstruktionen und Ausnutzung der an Ort und
Stelle vorgefundenen Baustoffe gelang es vielfach, die Wiederherstellung der
Brücken in kurzer Zeit durchzuführen. So konnten die gesprengten
Maas-Äbergänge bei Bazeilles (Länge: 92 Meter), Donchery (Länge:
109 Meter) und Meziöres (Länge: 90 Meter) bereits nach zehn, zwölf und
neun Tagen wieder befahren werden. Zeitraubender gestaltete sich die
Wiederherstellung der zerstörten Tunnel. Die Schwierigkeiten ihrer
Instandsetzung und die Ungewißheit des Erfolges führten dort, wo die
Geländeverhältnisse es gestatteten, zunächst zum Bau von Amgehungs-
bahnen. So wurde der Tunnel bei Montmödy durch eine von Eisenbahn-
*) Bei Beginn des Stellungskrieges im Westen waren auf dem belgischen
und französischen Reh eingesetzt: Militär-Cisenbahndirektion 1 in Lille, Militär-Eisen-
bahndirektion 2 in Sedan, Militär-Cisenbahndirektion 3 in Charleroi, Liuienkomman-
dantur Luxemburg, Linienkommandantur Lüttich, Linienkommandantur Brüssel.