Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [3]. Die Ereignisse im Westen und auf dem Balkan vom Sommer bis zum Jahresschluß (9. 1933)

392 Bedeutung der Kriegswirtschaft und Kriegsrllstung in der Gesamtkriegfllhrung. 
weder Personal noch Zeit, um die von den Firmen angegebene Leistungs- 
fähigkeit jedesmal nachzuprüfen. 
Außer mit Fertigungsschwierigkeiten hatte die Munitionserzeugung 
jedoch von Anfang an vor allem mit dem Mangel an Roh st offen 
zu kämpfen gehabt, der mit Zunahme des Bedarfs immer fühlbarer wurde. 
Die Güte der inländischen S t a h l e r z e, die die Gruben Lothringens, 
Luxemburgs und bei Peine zwar in ausreichenden Mengen zu fördern ver- 
mochten, war wegen ihres hohen Phosphorgehaltes wesentlich geringer als 
die der ausländischen. Sie mußten nach einem besonderen Verfahren 
(Thomasprozeß) zunächst gereinigt werden. Die zur Stahlveredelung not- 
wendigen Zusatzstoffe, vor allem Mangan, Chrom und Nickel, konnten nur 
aus dem Auslande bezogen werden und wurden bald knapp, ebenso andere 
für die Munitionsherstellung unentbehrliche Metalle, wie namentlich Kupfer 
und Messing, die im Inlande nicht oder nur in beschränkten Mengen zu 
gewinnen waren. Der Mangel an diesen Stoffen beeinträchtigte die Güte 
der Geschosse und machte mancherlei Änderungen der Geschoßhüllen und 
Zünder, der Führungsbänder, Kartuschhülsen usw. erforderlich. 
In noch weit stärkerem Maße war die Munitionsfertigung indessen 
von der Beschaffung der für Bearbeitung der Geschosse zu fertiger 
Munition benötigten Pulver und Sprengstoffe abhängig, deren 
hauptsächlichste Ausgangsstoffe, Salpeter- und Schwefelsäure, Baumwolle, 
Glyzerin, Toluol und Phenol, vor dem Kriege fast ausschließlich aus dem 
Auslande bezogen worden waren. Der Mangel an diesen Stoffen hätte 
zu verhängnisvollen Folgen für die Weiterführung des Krieges geführt, 
wenn nicht die den Weltmarkt beherrschende deutsche Farbstosfindu- 
strie, die auf die gleichen Rohstoffe angewiesen war, über größere Vor- 
räte verfügt hätte, und wenn in Antwerpen nicht ansehnliche Bestände von 
der Heeresverwaltung mit Beschlag belegt worden wären. 
Zu Kriegsbeginn hatte die monatliche Pulverfertigung rund 1200 t 
betragen. Da sie für den gewaltigen Munitionsbedarf bei weitem nicht aus- 
reichte, hatte das Kriegsministerium bereits im Herbst 1914 eine Steigerung 
der Pulvererzeugung auf monatlich 7000 t angestrebt. Zu einem derart 
großen Sprung fehlten aber alle Voraussetzungen, so daß die Fertigungs- 
Möglichkeit auf Grund fachmännischer Gutachten zunächst auf 3500 t er- 
mittelt wurde. Schon im Dezember 1914 wurde das Pulverprogramm um 
weitere 1000 t und im Februar 1915 abermals um 1500 t gesteigert, so daß 
nunmehr als das vorläufig zu erreichende Ziel eine Monatsfertigung von 
6000 t Pulver festgesetzt wurde, mit der sich auch die Oberste Heeresleitung 
einverstanden erklärte. Der Vau aller hierfür erforderlichen Anlagen wurde 
unverzüglich in die Wege geleitet. Von entscheidender Bedeutung für
	        
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