Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [3]. Die Ereignisse im Westen und auf dem Balkan vom Sommer bis zum Jahresschluß (9. 1933)

380 Bedeutung der Kriegswirtschaft und Kriegsrüstung in der Gesamtkriegführung. 
Mit allen Mitteln, auch solchen wirtschaftlich bedenklicher Art, wie 
Heranziehung von Zwischenhändlern, die für ihre Vermittlungstätigkeit 
erhebliche Gewinne einsteckten, oder wie Auftragsvergebungen ohne feste 
Preisvereinbarungen, war die Heeresverwaltung bemüht, einem die Schlag- 
kraft des Feldheeres ernsthaft bedrohenden Waffenmangel abzuhelfen. Jede 
sich bietende Gelegenheit wurde ausgenutzt, um geeignete Schußwaffen zu 
erhalten. In erster Linie war man darauf bedacht, die Neufertigung 
in die Höhe zu treiben. Die Leistungsfähigkeit der staatlichen Gewehr- 
fabriken wurde durch Neuanlagen, Vetriebserweiterungen, Vermehrung des 
Maschinenparks, ferner durch zweckmäßigere Gestaltung ihrer Arbeitsweise 
und Vetriebstechnik gesteigert. Zu gleichen Maßnahmen wurden auch die 
Privatfabriken angehalten, deren Zahl man durch Heranziehung geeigneter 
Betriebe erweiterte. Die bereits zu Kriegsbeginn eröffneten Instandsetzungs- 
Werkstätten, denen die Wiederherstellung beschädigter Schußwaffen oblag, 
wurden vermehrt, um die Gewehrfabriken ausschließlich für die Neufertigung 
frei zu machen. 
Naturgemäß erforderte die Durchführung dieser Maßnahmen und 
Arbeiten Zeit, bis größere Ergebnisse erzielt werden konnten, zumal da die 
Herstellung eines Gewehrs oder Karabiners 98 etwa sieben Wochen dauerte. 
Vis Ende 1914 hatten daher insgesamt erst rund 220 000 Schußwaffen, 
nicht einmal ein Sechstel des tatsächlichen Bedarfs, neugefertigt werden 
können. Die durchschnittliche Tagesleistung betrug im Dezember 1914 rund 
2300 Schußwaffen 98 gegenüber 1900 nach der planmäßig vorgesehenen 
Neufertigung. 
Der drückende Waffenmangel hatte das Kriegsministerium zeitweilig 
sogar veranlaßt, einen Teil der Ersatzmannschaften ohne Schußwaffen 
ins Feld zu senden. Von dieser Notmaßnahme wurde aber alsbald wieder 
Abstand genommen und die Höhe der Crsatzgestellungen von der Möglich- 
keit ausreichender Bewaffnung abhängig gemacht. Dem Waffenmangel bei 
den Ersatzformationen suchte das Kriegsministerium durch Überweisung von 
Gewehren 88 abzuhelfen, die bei Landsturmtruppen zum Teil durch 
Gewehre 71 ersetzt wurden. Abgesehen von den damit verbundenen Nach- 
teilen für die Schießausbildung reichten die vorhandenen Gewehre 88 jedoch 
bei weitem nicht aus, um den Bedarf zu decken. Insbesondere suchte die 
Heeresverwaltung aber an der Front das Verständnis für die unbedingte 
Notwendigkeit zu fördern, alle entbehrlichen Waffen zu sammeln und unver- 
züglich in die Heimat zurückzuführen. Die Waffensammelstellen wurden ver- 
mehrt, Kriegsbeute-Kommissionen und Etappen-Sammel-Kompagnien er- 
richtet, die die Sammeltätigkeit auch mit Hilfe eigens damit beauftragter
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.