Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [3]. Die Ereignisse im Westen und auf dem Balkan vom Sommer bis zum Jahresschluß (9. 1933)

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Die italienischen Angriffe im Herbst und Winter 1915. 
am Fuße des Karst-Plateaus, die er für besonders günstig hielt, weil 
sie der Beobachtung von den noch in Feindeshand befindlichen Höhen 
entzogen war. 
Das Endergebnis des Kriegsjahres 1915 faßt das amtliche italienische 
Werk in folgende Sätze zusammen: „Unsere Kampfziele haben wir nicht 
ganz erreicht. Eine Reihe von unvorhergesehenen und nicht vorherzu- 
sehenden Schwierigkeiten, denen unsere Kampfmittel und -formen nicht ent- 
sprachen, machten unsere Bemühungen teilweise zunichte. Gleichwohl fiel 
der Eintritt Italiens in der allgemeinen Führung des Krieges fühlbar 
ins Gewicht." Während die Mittelmächte bemüht waren, durch Einsatz 
starker Kraft in Galizien ihren großen Sieg über die Russen entscheidend 
zu gestalten, sei die Donau-Monarchie gezwungen gewesen, 800 000 Mann 
einschließlich aller Etappentruppen an der italienischen Front festzulegen. 
Damit habe Italien die Russen entlastet und ihnen ermöglicht, im Sep- 
tember eine neue Front zu bilden und sogar bei Tarnopol zu Gegenangriffen 
überzugehen. Ein anderes Ergebnis des Kriegsjahres sei das einer 
„harten, aber notwendigen Erfahrung" gewesen, um einen fehr hohen Preis: 
Verluste von etwa 250 000 Mann, die zu 96 Prozent die Infanterie zu 
tragen hatte. 
Das monatelange blutige Ringen an der Isonzo-Front hat 1915 mit 
einem vollen Abwehr erfolg der Verteidiger geendet. 
Die gewaltigen, durch das Felsengelände des Karst bedingten Schwierig- 
keiten der Verteidigung, der Versorgung der Front mit Munition, Waffen, 
Verpflegung, der sanitären Pflege und der Bestattung der Toten, die kaum 
zu überwindenden technischen Schwierigkeiten des Stellungsbaues und die 
damit verbundenen Opfer und Entbehrungen jeder Art seitens der Ver- 
Leidiger verdienen volle Würdigung. Heldische Tapferkeit auf beiden 
Seiten! Ohne Scheu vor Verlusten stürmte die italienische Infanterie 
immer wieder, und stets trat ihr mit verbissener Zähigkeit der Gegner 
entgegen. In erheblicher zahlenmäßiger Überlegenheit warf sich der An- 
greiser auf die stark gelichteten Reihen der Stellungsbesatzung, doch nm 
selten gelang es, in deren Linien einzudringen, noch seltener, sich in den 
gewonnenen Stellungen zu halten. Wenn der Geist der angreifenden Infan- 
terie, die solche Verluste hinnahm, gewiß nicht schlechter war als in den 
Reihen des Verteidigers, der tagelang zermürbendes Artilleriefeuer ertrug 
und sich dann der Angriffe noch mit Erfolg erwehrte, so sind die Gründe für 
den Sieg des Verteidigers vor allem zu suchen in der besseren Führung, 
insbesondere im sorgfältigen Zusammenwirken der Waffen, im sachgemäßen 
und hilfsbereiten Einsatz der Artillerie, die, wie auch oftmals von italieni-
	        
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