Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [3]. Die Ereignisse im Westen und auf dem Balkan vom Sommer bis zum Jahresschluß (9. 1933)

Die Mitwirkung der Bulgaren. 
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beginnen könne. Am 12.Januar legte Generalmajor von S e eckt in 
einem Bericht an General von Falkenhayn die Schwierigkeiten der ganzen 
Aufgabe wie folgt dar: „Ich kann mich dem zunehmenden Zweifel nicht 
verschließen, ob die Vulgaren und wir die gleichen militärischen 
Ziele verfolgen, das heißt ob sie gewillt sind, mit Einsatz ihrer vollen Kraft 
und von großen Vlutopfern den Feind in Mazedonien anzugreifen und 
Saloniki zu nehmen. Ohne beides ist ein Erfolg nicht zu erwarten." Cr 
stoße vor allem beim bulgarischen Generalstabschef, General Iostow, immer 
wieder auf Schwierigkeiten, die sich dann als Reibungen im Verkehr mit 
den bulgarischen Truppen auswirkten^). Es scheine aber auch notwendig 
und erlaubt, sich einmal die politischen Interessen der Vulgaren vor Augen 
zu halten: „Das Kriegsziel, Rache an Serbien und Gewinnung des bean- 
spruchten Landes, ist im wesentlichen erreicht. Gewiß ist der Appetit noch 
größer und Kavala noch ein Gegenstand des Wunsches, ebenso wie es die 
militärische Demütigung Griechenlands ist. Dies mit unserer Hilfe zu 
erreichen, erscheint ihnen an sich verlockend, unsere Zustimmung zu beidem 
aber zweifelhaft. Wie die Stimmung des Heeres und damit des Volkes" 
sei, ergebe die Äußerung des Generals Iekow: Seine Divisionen würden 
auch auf Befehl nicht marschieren, solange der Grieche im Rücken oder in 
der Flanke stände. Davon abgesehen, so fährt der Bericht fort, sei der 
Besitz von Stadt und Hafen Saloniki für Bulgarien keine politische Rot- 
wendigkeit. Bulgarien könne die Feindschaft der Franzosen und Eng- 
länder für später nicht wünschen und sähe in ihnen keinen natürlichen Feind. 
„Wäre der Erfolg bei Saloniki billig zu haben, das heißt vor allem mit 
deutschem Blut, dann brauchte man an dem willigen Mitgehen Bulgariens 
nicht zu zweifeln"2). Dabei müsse man gerechterweise zugeben, daß das 
Land Anlaß habe, mit seinen Kräften haushälterisch umzugehen. Das 
ganze Unternehmen sei aber so ernst, daß alle angreifenden Teile zum 
Einsatz der ganzen Energie entschlossen sein müßten. „Ist ein Teil nur 
mit halbem Herzen dabei, so fehlt die erste Vorbedingung zum Gelingen." 
Im übrigen hielt Generalmajor von Geeckt daran fest, daß der Angriff erst 
nach wesentlicher Ergänzung der artilleristischen Kraft und nach genügendem 
Wege- und Eisenbahnausbau durchführbar sei. 
*) So hatte die bulgarische 2. Armee bis dahin noch keinen Befehl darüber er- 
halten, daß das Heeresgruppenkommando ihre Ablösung durch deutsche Truppen zu 
regeln habe. 
2) Ein Gespräch, das Zar Ferdinand am 29. Januar gelegentlich eines Be- 
suches beim Heeresgruppenkommando in Nisch mit Generalmajor von Seeckt führte, 
bestätigte dessen Auffassung über die Wünsche der Vulgaren: Sie begehrten das 
Struma-Tal. Saloniki sollte deutsch werden, die Griechen dürften es nicht behalten, 
keinesfalls aber dürften die Österreicher dorthin.
	        
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