Kämpfe an der West-Morava. Einnahme von Nisch.
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Batterien wurden als erkannt gemeldet — deckte südwestlich von Kraljevo
dm Abzug auf der Fahrstraße in das tief eingeschnittene Ibar-Tal. Vor
der 11. Armee hielten die serbischen Nachhuten jetzt weniger zäh. Der
linke Flügel konnte über Paracin hinaus nach Süden vordringen und
bei Krivivir mit der bulgarischen 1. Armee Verbindung aufnehmen.
Mehr als 3000 Gefangene wurden von der 11. Armee an diesem Tage
eingebracht, dazu eine wachsende, jetzt bereits in die Tausende gehende
Zahl serbischer Wehrpflichtiger, die den Soldatenrock abgelegt hatten.
Fahrzeuge und vor allem Geschütze fehlten aber in den Beutemeldungen
so gut wie ganz. Von entscheidender Bedeutung war in dieser Lage die
abends von der bulgarischen 1. Armee eingehende Meldung, daß
sie Nisch nach dreitägigem harten Kampfe um 3° nachmittags genommen
habe. So schnell hatte man den Fall dieser Festung und zweiten Haupt-
stadt des Landes nicht erwartet. Dem Gegner war damit der Hauptweg
nach dem Südosten seines Gebietes und zur Saloniki-Armee der Entente
endgültig verlegt. Cs blieb ihm nur das Ausweichen nach Südwesten, um
etwa über das Amselfeld doch noch den Anschluß an die Entente-Truppen
zu suchen oder durch wegeloses Vergland gegen die Adria abzuziehen. Letz-
teres schien er tatsächlich vorzubereiten. In einem wenige Tage vorher in
Bulgarien aufgefangenen serbischen Funkspruch sollte von der Entente Ver-
pfiegungs- und Truppenhilfe nach Montenegro verlangt worden sein.
Noch ehe abschließende Meldungen über die Kämpfe des Tages vor-
lagen, hatte Generalfeldmarschall von Mackensen die Befehle für die
weitere Verfolgung gegeben, um im Räume Kraljevo—Krusevae—Atek-
sinac wenn möglich doch noch Teile der Serben abzufangen, bevor sie in die
schützenden Gebirgstäler entkamen. Mit dem Fortschreiten der von drei
Seiten angesetzten Umfassungsbewegung und weiterer Verengung der durch
die Berge begrenzten Entfaltungsräume mußten sich die Verbände immer
mehr zusammendrängen. Es war also auch darauf Bedacht zu nehmen, daß
für die weitere Verfolgung in erster Linie die für den Gebirgskrieg aus-
gestatteten Divisionen') verwendet wurden. Die ö.-u. 3. Armee erhielt für
die 62. Infanterie-Division, die Gruppe Sorsich und das XIX. Korps Nova-
Varos und Sjeniea als Ziele. Das ö.-u. VIII. Korps, das zwischen dem
XXII. Reservekorps und dem Korps Lochow bald keinen Raum mehr
haben würde, aber für den Gebirgskrieg ausgerüstet war, sollte hinter dem
Reservekorps durchgezogen werden und über Kraljevo auf No vip azar vor-
gehen, der von Süden aus Pristina angesetzten Nordgruppe der bulgarischen
i) S. 207 f.; außerdem war die 107. Z. D. notdürftig für das Gebirge aus-
gestattet worden.