Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [3]. Die Ereignisse im Westen und auf dem Balkan vom Sommer bis zum Jahresschluß (9. 1933)

2 
Die militärische Lage Mitte September 1915. 
Anregung des Armee-Oberkommandos Mackensen und des Generalobersten 
von Conrad Mitte Juli im konzentrischen Zusammenwirken der deutschen 
und österreichisch-ungarischen Ostfront die Niederlage der Hauptkräfte des 
russischen Heeres in Polen und damit die Entscheidung im O st en 
erstrebte^). Aber schon Ende dieses Monats gab er die Hoffnung auf 
„völlige Niederwerfung Rußlands"^) auf und beschränkte die Zielsetzung 
auf dem östlichen Kriegsschauplatze wieder, obwohl gerade in jenen Tagen 
in dem Vorschlage des Oberbefehlshabers Ost zur Verlegung des Schwer- 
Punktes von der Narew- zur Njemen-Front°) und zum Angriff gegen den 
Nordflügel sowie gegen die rückwärtigen Verbindungen des Gegners die 
Aussichten auf eine Feldzugsentscheidung gegen Rußland besonders 
günstig erschienen. 
Der Chef des Generalstabes des Feldheeres besorgte, daß die für eine 
solche weitreichende Offensive einzusetzenden erheblichen Streitkräfte für eine 
Verwendung an anderen Fronten auf absehbare Zeit ausfallen würden und 
damit auch die Durchführung des serbischen Feldzuges in Frage gestellt 
werden könnte; vor allem aber zweifelte er an einem durchschlagenden Cr- 
folge dieser Operation. Daher versagte er seine Zustimmung zu dem Plane 
des Oberbefehlshabers Ost. Der baldige Beginn des serbischen Feldzuges 
zur Herstellung der Verbindung mit der Türkei erschien um so dringlicher, 
als Anfang August die Lage des Osmanischen Reiches durch neue Lan- 
düngen englisch-sranzösischer Streitkräfte auf der Gallipoli-Halbinsel') 
wieder bedrohlich zu werden begann. Daher drängte General von Falken- 
Hayn auf den Abschluß der diplomatischen Verhandlungen mit Bulgarien 
und auf Beendigung der Offensive gegen Rußland. 
Auf dem östlichen Kriegsschauplatze hatten inzwischen die Operationen 
einen entscheidenden Erfolg nicht mehr gebracht. Zwar war auf dem 
linken Heeresflügel die vom Oberbefehlshaber Ost immer wieder 
angeregte Offensive gegen den Nordflügel des russischen Heeres Anfang 
September, wenn auch verspätet und mit unzureichenden Kräften, in Fluß 
gekommen, aber der Erfolg des über Wilna ausgreifenden Angriffs — daran 
konnte bereits Mitte dieses Monats ein Zweifel nicht bestehen — entsprach 
keineswegs den Erwartungen. Dem Gegner war es gelungen, den in die 
Tiefe seiner Flanke gerichteten Stoß aufzufangen und sich dem ihm zugedachten 
Schlage durch rechtzeitigen Abmarsch zu entziehen. In der Mitte der 
Ostfront standen die Heeresgruppen Prinz Leopold und Mackensen, die 
in frontaler Verfolgung dem geschlagenen russischen Heere durch Polen nach- 
drängten, im Begriff, am Westrande des großen Rokitno-Sumpsgeländes 
i) Band VIII, S. 315 ff. — -) Band VIII, S. 611. — s) Band VIII, S. 622/23. 
— 4) S. 185 ff.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.