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Der Krieg der Türkei bis zur Jahreswende 1915/16.
Ende August Mustafa Kemal Bey zusammengefaßt. Seit Ende August bestand somit
bis Oktober. ^ türkische 5. Armee aus der Süd-, Nord- und Anasorta-Gruppe. Auf
asiatischer Seite blieben nur schwache Kräfte. Die Armee umfaßte vorüber-
gehend 22,später 17 Divisionen, zählte aber selbst zur Zeit ihrer größten
Stärke infolge hoher Abgänge nicht mehr als 120 000 Mann. Am sie von
der Sorge im Rücken zu entlasten, wurde die Sicherung der Landenge von
Vulair der 1. Armee*) übertragen.
Ende August flauten die Kämpfe ab. Wieder wie vor dem 6. August
nahm der Krieg die Form des Stellungskampfes an. Mit dem
Herannahen der kälteren Jahreszeit steigerten sich die Schwierigkeiten des
türkischen Ersatzes und Nachschubes. Schutz gegen Nässe und Kälte ver-
langte bessere Unterbringung, Verpflegung und warme Bekleidung, ohne daß
bei der Erschöpfung der Hilfsmittel das Notwendige geliefert werden konnte.
Wenn trotzdem die Armee von Seuchen, die türkische Truppen in früheren
Kriegen häufig heimgesucht hatten, verschont blieb, so war das dem Sanitäts-
dienst und dem deutschen Armeearzt zu danken. Erfreulich war auch, daß
sich inzwischen die Munitionserzeugung in Konstantinopel wesentlich ver-
mehrt und verbessert hatte. Was dort nicht hergestellt werden konnte, brach-
ten Anfang September in begrenzten Mengen deutsche Unterseeboote.
Zudem erhöhte sich die Ausstattung mit schwerer Artillerie beträchtlich durch
Abgabe aller an anderen Stellen verfügbaren Geschütze; vom Sommer ab
waren auch für die Armee einige deutsche Flieger mit Kampfflugzeugen ein-
getroffen.
Mit den so verstärkten Kampfmitteln ließ sich weiterem Vordringen
des Gegners allenfalls Halt gebieten, mehr aber nicht. Auch wurde die
dauernde Bindung nahezu der ganzen Kampflraft des Heeres an den Dar-
danellen in zunehmendem Maße als schwere Belastung der Gesamtkrieg-
führung empfunden. Helfen konnte nur eins: die Vertreibung des Gegners
von Gallipoli. Das aber setzte wirksame Unterstützung durch die verbündeten
Großmächte voraus. Schwere und schwerste Artillerie, sonstige Angriffs¬
mittel aller Art und vor allem reichliche und gute Munition mußten bereit-
stehen, ehe ein großer Gegenangriff auf Erfolg rechnen konnte. Mit
Ungeduld wartete man daher in Konstantinopel wie beim Oberkommando
der 5.Armee auf Bulgariens Anschluß an die Mittelmächte und den Be-
ginn des Feldzuges gegen Serbien, der deutscher Zufuhr den Weg in die
Türkei freimachen sollte. E n v e r Pascha war bereit, Bulgarien mit allen
nur verfügbaren Kräften zu unterstützen und diese dazu sogar unter bul-
garischen Oberbefehl zu stellen^).
*) S. 176. — Von November ab unter General Fehsi Pascha. — 2) S. 157.