Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [3]. Die Ereignisse im Westen und auf dem Balkan vom Sommer bis zum Jahresschluß (9. 1933)

B. Der Arieg der Türkei bis zur Jahreswende 5/Jó1). 
Die Bedeutung der Türkei als Bundesgenosse. 
Karte 1, Skizzen 13—16. 
s»««« 1914. Die Türkei war am 2. August 1914 Deutschlands und wenige Tage 
später Österreich-Ungarns Verbündeter2) geworden. Manche Hofs- 
nungen wurden daran geknüpft. Die türkische Armee brachte einen 
Krastzttwachs von 200 000 bis 300 000 Mann; eine weitere Million wehr- 
kräftiger Männer stand zur Verfügung, bedurfte indes noch der Ausbildung 
und Ausrüstung. Die Erweiterung des Kriegsgebietes durch Balkan und 
Rahen Orient bot neu e Angriffsmöglichkeiten gegen Rußland, 
vor allem aber gegen die vom mitteleuropäischen Kriegsschauplatze aus sonst 
kaum zu fassende Weltmachtstellung Englands. Die Türkei war zugleich 
ein europäischer und ein asiatischer Staat. Der ihr verbliebene Besitzstand 
auf der Balkan-Halbinsel ermöglichte Einfluß auf die Entwicklung der 
Lage im Südosten Europas. Wenn, wie man zunächst hoffte, auch 
Rumänien und Bulgarien sich den Mittelmächten anschlössen, konnte Süd? 
rußland ernstlich bedroht werden. Mit ihrer asiatischen Ländermasse grenzte 
die Türkei an das russische Kaukasien, an das unter englischer Herrschaft 
stehende Ägypten sowie an die teils russische, teils britische Machtsphäre in 
Persien und am Persischen Golf. Angriffe gegen diese Gebiete konnten für 
Rußland die Erdölzufuhr von Baku gefährden, von der der Süden des 
Reiches in weitestem Maße abhängig war, für England die Verbindung 
nach Indien in Frage stellen. Doch noch weitere Bedeutung hatte die 
Türkei für die Kriegführung der Mittelmächte: Als Herrin der Meerengen 
der Dardanellen und des Bosporus sperrte sie den Weg vom Mittel- 
ländischen zum Schwarzen Meer und damit die beste Verbindung Ruß- 
lands zu seinen westlichen Verbündeten. Als Kalif war der Sultan geist- 
liches Oberhaupt der gesamten islamitischen Welt, die Nord- und Mittel- 
afrika sowie Vorderasien bis tief nach Indien hinein umfaßte und zum 
größten Teil unter englischer, französischer und russischer Herrschaft stand. 
In allen diesen Gebieten konnte die Ausrufung des „Heiligen Krieges" 
Beunruhigung auslösen. Die Sorge um die Wahrung ihres Besitzstandes 
nötigte dann die feindlichen Weltmächte, Kräfte fern von Mitteleuropa zu 
halten und damit fern von der Entscheidung des Krieges. 
*) Der Krieg der Türkei wird nur soweit ausführlich geschildert, als deutsche 
Führung und Truppen maßgeblich beteiligt waren. — 2) 6.137.
	        
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