150 Die Entwicklung der Lage aus dem Balkan bis zum September 1915.
Fedrmar um Niederwerfung Serbiens; die Öffnung der Verbindung sei eine Lebens-
««d März. In Bukarest und Athen wurde die Lage der Mittelmächte äußerst
ungünstig beurteilt. Erst die Nachricht vom Mißerfolg der Entente-Flotte
an den Dardanellen bei gleichzeitiger, wenn auch nur ganz vorübergehender
Entspannung zwischen Italien und Ästerreich-Ungarn^) ließ die Erregung
abebben. Griechenland versagte sich schließlich mit Entschiedenheit
den Drohungen und Lockungen der Gegner. Am seinem Volke den Frieden
zu erhalten, trennte sich König Konstantin am 6. März von Minister-
Präsident Venifelos, der auf Krieg an der Seite der Entente hinarbeitete.
Am 10. März meldete der deutsche Admiral von Usedom, der die Ver-
teidigung der Dardanellen gegen See leitete, das Niederkämpfen der Werke
sei auf die Dauer nicht zu verhindern, sofern nicht Munition und Minen
einträfen oder Unterseeboote die Abwehr unterstützten. Der nochmalige
Versuch, auf der Donau einen Munitionstransport durchzubringen, schei-
terte am 31. März dicht unterhalb von Belgrad mit dem Verlust des
Schiffes mit 40 Waggons Munition durch serbisches Feuers. Auch auf
das Eintreffen von Unterseebooten war zunächst noch nicht zu rechnen.
Inzwischen aber schien der Gegner einen zusammengefaßten Land- und See-
angriff vorzubereiten, mit dem weiteren Ziele, Griechenland, Bulgarien und
Rumänien doch noch zum Anschluß zu zwingen. Die Türkei ging einem
Kampfe auf Leben und Tod entgegen, ohne über die erforderlichen Abwehr-
mittel zu verfügen. Gelang das Vorhaben der Entente, so schloß sich der
Ring um die Mittelmächte auch im Südosten; Ssterreich-Ungarns Lage
wurde dann unhaltbar. Unter diesen Umständen setzte General v o n F a l -
k e n h a y n nochmals alles daran, den Angriff gegen Serbien in Gang zu
bringen. Die vermehrten deutschen Heeresreserven^) schienen die Möglich-
keit dazu zu bieten. Der auf dem westlichen Kriegsschauplatze geplante
Angriff sollte zurückgestellt, nicht nur der Negotiner Kreis erobert, sondern
Serbien niedergeworfen werden. Die politische Leitung des Reiches, an die
General von Falkenhayn am 16. März die Frage gerichtet hatte, ob Aussicht
bestehe, Bulgariens Teilnahme für solchen Plan zu gewinnen, war der
Auffassung, daß es auf die Seite der Mittelmächte treten werde, sobald deren
Armeen in siegreichem Vorgehen durch Serbien wären. Das war eine zu
unsichere Aussicht. General von Falkenhayn drang darauf, daß Bulgarien
schon vor Beginn des Feldzuges ein bindendes Abkommen schließe. Auch
an die Mitwirkung türkischer Truppen dachte er; gegen deren Durchmarsch
durch das erst vor zwei Iahren der Türkei abgenommene Gebiet hatten die
Vulgaren aber doch Bedenken.
1) Band VII, S. 327. — 2) Ssterr. amtl. Werk, II, S. 276 Anm. 1. -
Band VII, S. 327 ff.