Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [3]. Die Ereignisse im Westen und auf dem Balkan vom Sommer bis zum Jahresschluß (9. 1933)

138 Die Entwicklung der Lage auf dem Balkan bis zum September 1915. 
I»li/A«g«st Die Sicherung der Meerengen und der weitgedehnten Küsten mußte einen 
erheblichen Teil ihrer Kraft beanspruchen; wann die Türkei bereit sein 
würde, aus dem Zustande bewaffneter Neutralität herauszutreten, wurde 
ganz ungewiß. Inzwischen waren die beiden deutschen Kriegsschiffe 
„Goeben" und „Breslau" wegen der englischen Kriegserklärung am 
5. August von Messina nach Konstantinopel beordert worden^). Der 
deutscherseits unterstützte Plan, auch Teile der österreichisch-ungarischen 
Flotte dorthin zu senden, hatte sich dagegen nicht verwirklichen lassen, da 
deren Ausrüstung noch nicht genügend gefördert war^). Wenn die deutschen 
Schiffe ihr Ziel erreichten, konnten sie für die Sache der Mittelmächte 
wirken und die türkische Flotte, die einstweilen noch unter dem Einfluß des 
englischen Admirals Limpus stand, verstärken. Dabei hofften die Führer 
an Land, daß es vielleicht gelingen könne, die Seeherrschaft im Schwarzen 
Meer zu erringen. Für diesen Fall dachten sie weiterhin auch an türkische 
Landungsoperationen an der russischen Küste, in erster Linie bei Odessa. 
Einstweilen aber konnte die Türkei, wenn sie aus der Neutralität heraustrat, 
gegen Rußland nur durch Sperrung der Meerengen und durch Einmarsch 
in Kaukasien wirken, wobei sie die immer unruhige Bevölkerung Georgiens 
zu gewinnen hoffte. Daneben ergab sich als neue Aufgabe das Vorgehen 
gegen Englands Stellung am Persischen Golf und in Ägypten und damit 
gegen dessen nächste und wichtigste Verbindung nach Indien. Die Masse 
des türkischen Heeres aber blieb an den Meerengen gebunden, die es zu 
decken galt. 
Unterdessen erbaten Bulgarien wie die Türkei von Deutschland Waffen 
und Kriegsgerät, die Türkei auch Offiziere und Ausbildungspersonal; 
Rumänien betrieb die Lieferung schon früher gemachter Bestellungen. Im 
übrigen schien man in Bukarest, Sofia und Konstantinopel die weitere Ent- 
Wicklung der militärischen Lage abzuwarten. Bulgariens Aufmerksamkeit 
war dabei vor allem auf Österreich-Ungarns Front gegen Serbien gerichtet; 
es erwartete, daß dem späten, dann aber sehr scharfen diplomatischen Vor- 
gehen Wiens jetzt ein um so schnellerer und wirksamerer militärischer Schlag 
folgen werde. 
Österreich-Ungarn hatte ursprünglich gehofft, den Feldzug 
a) Näheres hierüber wie über die Tätigkeit der deutschen Marine im Mittel- 
meer und im Schwarzen Meer siehe Marine-Archiv: „Der Krieg zur See 1914—1918. 
Der Krieg in den türkischen Gewässern. Band I. Die Mittelmeer-Division." 
2) Conrad v. Hoetzendorf, Aus meiner Dienstzeit 1906—1918, Band IV, S. 174, 
178 f. und 295.
	        
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