Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [3]. Die Ereignisse im Westen und auf dem Balkan vom Sommer bis zum Jahresschluß (9. 1933)

Der Ausbruch des Weltkrieges. 
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Die Zuspitzung der Verhältnisse nach dem Morde von Serajevo I«u «u. 
weckte in Vulg ari en die Hoffnung, daß es nunmehr an Serbien Ver- 
geltung üben könne. Am 24.Juli, am Tage nach Überreichung der öfter- 
reichisch-ungarischen befristeten Note in Belgrad, sprach es Deutschland 
gegenüber den Wunsch aus, dem Dreibund beizutreten. Um jeder weiteren 
Ausbreitung des Streites vorzubeugen und auch den Schein einer Vor- 
bereitung auf Krieg zu meiden, wurde der Antrag deutscherseits hinhaltend 
behandelt. Schon vorher war die Türkei mit ähnlichen Wünschen 
hervorgetreten, nachdem frühere Versuche, bei der Entente Anschluß zu 
finden, gescheitert waren. Sie hatte dann, als mit Rußlands Eingreifen 
gegen Österreich-Ungarn die Möglichkeit des großen europäischen Krieges 
näherrückte, am 28. Juli in Berlin einen Bündnisantrag gegen Rußland 
gestellt; er wurde ebenso wie der bulgarische behandelt. Erst nachdem durch 
die russische Gesamtmobilmachung der Krieg der Großmächte unvermeidlich 
geworden war, trat Deutschland aus dieser Zurückhaltung heraus. Das 
Streben der Reichsleitung ging jetzt dahin, sich Rumäniens zu versichern 
und die zwischen Bulgarien und Rumänien bestehenden Gegensätze zu über- 
brücken. Generaloberst von Moltke wünschte, möglichst die gesamte Stoß- 
kraft beider Staaten zusammen mit der der Türkei durch Bessarabie» gegen 
Rußland anzusetzen. Fraglich war dabei allerdings, ob die Vulgaren 
bereit sein würden, gegen ihren früheren Wohltäter Rußland zu Felde zu 
ziehen; für sie war Serbien der gegebene Feind, der Angriff gegen ihn 
schloß aber die Gefahr in sich, daß Griechenland als neuer Gegner auf den 
Plan trat. 
Am 2.August kam es zum Abschluß mit der Türkei, der I«li/A«g»st 
aber zunächst geheimgehalten wurde, da die Rüstung des Landes noch 
allzu große Lücken aufwies. Inzwischen hatte sich Italien für Neutralität 
entschieden, und Rumänien entschloß sich am 3. August zur gleichen 
Haltung. Einer bulgarisch-türkischen Offensive gegen Rußland war der 
Weg verlegt. Im übrigen hatten die bisherigen Verhandlungen gezeigt, 
wie stark die Gegensätze zwischen Rumänien und Bulgarien waren. 
Selbst wenn Rumänien doch noch zum Anschluß zu bewegen war, erschien 
es höchst zweifelhaft, ob es den Durchmarsch bulgarischer Truppen zu- 
lassen werde. Andererseits begann sich Englands Stellungnahme gegen die 
Mittelmächte aus dem Balkan fühlbar zu machen. Bulgarien, das 
Rumänen wie Griechen mißtraute, hielt sich zurück; die begonnenen Ver- 
Handlungen kamen nicht vorwärts. 
Ebenso ging es in der Türkei, die sich in äußerst schwieriger Lage 
sah. Sie hatte am 3. August bewaffnete Neutralität erklärt, unter deren 
Schutz fie die Mobilmachung durchführen und die Rüstung ausbauen wollte.
	        
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