Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [3]. Die Ereignisse im Westen und auf dem Balkan vom Sommer bis zum Jahresschluß (9. 1933)

136 Die Entwicklung der Lage auf dem Valkan bis zum September 1915. 
Ms Griechenland mit etwa 4% Millionen Einwohnern hatte mit 
Sommer 1314. Serbien ein Schutzbündnis zur Sicherung der Beute aus den Balkan- 
Kriegen geschlossen. Anverhältnismäßig ausgedehnte Küsten und völlig 
unzureichende eigene Getreideerzeugung schlössen für Griechenland ernsten 
Widerstand gegen eine die See beherrschende Macht aus und schränkten 
seine politische Bewegungsfreiheit damit erheblich ein. Wegen seiner 
völkischen Belange an den Meerengen und in Kleinasien stand es nach 
wie vor in scharfem Gegensatz zur Türkei; diese hatte die Abtretung der 
im Ägäischen Meere von Griechenland neu gewonnenen Inseln noch nicht 
anerkannt. 
Bulgarien, das im Kampfe gegen die Türkei wohl die schwersten 
Opfer gebracht hatte und im Begriff gewesen war, neben Rumänien den 
ersten Platz auf dem Balkan zu erringen, hatte erheblich an Kraft verloren. 
Es hatte an Rumänien in der Dobrudscha eigenes Gebiet überlassen müssen, 
an Griechenland und Serbien am Ägäischen Meer und in Mazedonien 
Teile der türkischen Beute, die es aus geschichtlichen, völkischen und Wirt- 
schaftlichen Gründen beansprucht und auch zugesichert erhalten hatte. Es 
zählte seitdem noch 4% Millionen Einwohner. Der altüberlieferte Gegen- 
satz gegen Serbien war neubelebt worden, der gegen Griechenland und 
Rumänien hinzugetreten. Die früher führenden russenfreundlichen Kreise 
hatten an Einfluß verloren; den Mittelmächten zuneigende Strömungen 
gewannen an Raum. 
Die Türkei zählte in ihren weitgedehnten Gebieten noch reichlich 
20Millionen Bewohner. Durch den verlorenen Krieg war ihre Herr- 
schast in Europa bis nahe an die Meerengen, in Vorderasien auf das 
Festland zurückgedrängt worden. Rur unmittelbar vor der Dardanellen- 
Einfahrt waren noch einige Inseln türkisch geblieben; die übrigen waren 
teils seit dem Tripolis-Kriege von Italien, teils soeben von Griechenland 
besetzt, Eypern seit langem von England. Auf die Bundesgenossenschaft 
der Türkei im Kriege durften die Mittelmächte vielleicht hoffen, doch hatte 
sie nicht mehr denselben Wert wie früher, denn die militärische Kraft der 
Türkei war stark gesunken. Eine deutsche Militärmission unter General 
der Kavallerie Liman von Sanders hatte seit Ende des Jahres 1913 die 
Aufgabe übernommen, das Heer nach neuzeitlichen Grundsätzen wieder auf- 
zubauen; andererseits wurde die völlig veraltete türkische Flotte vom eng- 
lischen Admiral Limpus beraten. 
Nach wie vor bestanden auf dem Valkan starke Spannungen. Alles 
in allem war die Lage durch die Ereignisse der letzten Jahre vor dem 
Weltkriege zuungunsten der Mittelmächte verschoben worden.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.