Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [3]. Die Ereignisse im Westen und auf dem Balkan vom Sommer bis zum Jahresschluß (9. 1933)

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Die Herbstschlacht im Artois und in der Champagne. 
gesteigert hatten. Die Zeit vom Herbst 1914 bis zum Schlüsse der beiden 
großen Abwehrschlachten im Artois und in der Champagne ist die Zeit 
der Schulung des deutschen Heeres im Stellungskriege gewesen, und das 
Ergebnis der Doppelschlacht zeigte, mit welchem Erfolge diese Zeit aus- 
genutzt worden war. 
Freilich hatte die deutsche Truppe durch die feindlichen Angriffe 
auf beiden Schlachtfeldern schwer gelitten. Sie hatte in den Tagen, die 
dem 25. September vorausgingen, harte Verluste ertragen müssen und 
eine verheerende Beschießung über sich und ihre Stellungsanlagen herein- 
brechen sehen. Die Reserven, über die die Armeeführer verfügten, waren 
gering. Erst in den letzten Tagen vor dem 25.September war ihnen eine 
größere Anzahl schwerer Batterien aus der Heeres-Artillerie-Reserve zu- 
gewiesen worden, zu spät, um noch vor dem Losbrechen des Angriffs eine 
kraftvolle Gegenwirkung entfalten zu können. Als dieser begann, forderten 
die Einbrüche des Gegners neben großen blutigen Verlusten auch hohe 
Ausfälle an Gefangenen und Heeresgerät. Es hatte, zumal in der 
Champagne am 25.und 26. September, der vollen Entschlossenheit der 
Führer und der äußersten Hingabe der Truppen bedurft, um den feindlichen 
Stoß rechtzeitig aufzufangen. Die Einbußen der Deutschen an Gelände 
waren demgegenüber von geringer Bedeutung; entscheidend war, daß die 
Front hielt. 
Dieses in Anbetracht der feindlichen Übermacht geradezu erstaunlich 
erscheinende Ergebnis gab den Beweis, daß die innere Kraft der deutschen 
Führer und Truppen trotz des aufreibenden Stellungskrieges noch unge- 
brochen war. Die Führung hatte sich nicht nur den schwierigsten Lagen 
gewachsen gezeigt, sondern selbst die gefahrvollsten Krisen mit bewunderns- 
werter Sicherheit und Kraft siegreich gemeistert dank der vorbildlichen Hin- 
gäbe der Truppe, die willig jedes Opfer brachte und sich den nerven- 
zerrüttenden Eindrücken dieser bisher gewaltigsten Materialschlacht voll 
gewachsen gezeigt hatte. Das deutsche Westheer hatte im Herbst 1915 unter 
Bedingungen, die einen entscheidenden Erfolg seiner Gegner zu verheißen 
schienen, einen zwar verlustvollen, aber unzweifelhaften Abwehrsieg er- 
rungen und in zähem Durchhalten eine Leistung vollbracht, die in nichts 
dem stürmischen Vorwärtsdrang nachstand, den dasselbe Heer im Schwung 
der ersten Kriegsbegeisterung bei der wuchtigen Offensive des August 1914 
offenbart hatte. Es hatte freilich zunächst keine Aussicht, wie immer auch 
die Dinge sich gestalten mochten, mit einer auch nur annähernd so großen 
Übermacht an Zahl und Material, wie sie hier auf französischer und bri- 
tischer Seite zur Verfügung gestanden hatte, zum Angriff überzugehen.
	        
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