Deutsche Erfahrungen über den Stellungskampf.
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felde ausreichende Sicherheit böten, zumal da sie der Erdbeobachtung des
Feindes entzogen waren^). Abgesehen von der überragenden Bedeutung
des Maschinengewehrs^), erwies sich für den Nahkampf mehr und mehr die
Handgranate als besonders wirkungsvoll und unentbehrlich. Die Aus-
bildung aller Mannschaften, auch derjenigen der Artillerie und Kavallerie,
mit dieser Waffe wurde für notwendig angesehen.
In rascher Entwicklung befanden sich die Mittel zur Erkundung,
wenn auch die Fabrikation des betreffenden Gerätes und die Aufstellung
der zugehörigen Truppenkörper den Stand der Technik noch nicht voll
hatte ausnutzen können. Eine größere Zahl Trupps zur Erkennung feind-
licher Artilleriestellungen mittels des Schall- und des Lichtmeßverfahrens
arbeitete bereits bei den Armeen. Sie hatten auch für die Einmesiung
eigener Schüsse gute Dienste geleistet. Von den Flugzeugen, deren Zahl
freilich hinter derjenigen der Feinde weit zurückblieb, war ein Teil durch den
Einbau von Maschinengewehren für den Luftkampf verwendbar gemacht
worden. Die drahtlose Verständigung mit dem Flieger und das photo-
graphische Festhalten des Erkundungsbildes war in gutem Fortschreiten
begriffen. Trotz stärkster feindlicher Gegenwehr war die Lufterkundung
in zufriedenstellender Weise durchgeführt worden. Die Verluste der eng-
lisch-franzöfifchen Luftstreitkräfte überwogen die der deutschen erheblich.
In der Technik des Stellungsbaus waren grundsätzliche Änderungen
oder neue Bauweisen nicht aufgetreten. Dagegen war die Fortentwicklung
und die allgemeinere Anwendung von als richtig erkannten Maßregeln, wie
z.V. tief minierten Unterständen für die Grabenbesatzung oder Sicherung
der Batterien durch aus der Luft überwachte Tarnung und durch Schein-
anlagen, weiter vorgeschritten.
Nunmehr währte der Stellungskrieg auf dem französisch-belgischen
Kriegsschauplatze etwa ein Jahr. Dem deutschen Heer war er fremd ge°
Wesen. Ohne eingehende Friedensschulung und nur mit Widerwillen
hatten Führer und Truppe von den neuen Kriegsformen Gebrauch
gemacht. Jetzt waren sie ihrer Herr geworden. Dazu hatte wesentlich der
Umstand beigetragen, daß die Feinde ihre Anstrengungen, die deutsche
Front zu durchbrechen, erst allmählich und in großen Zwischenräumen
x)Die Denkschrift des A. O. K. 6 machte allerdings gegen die grundsätzliche
Anwendung solcher Hinterhangstellungen ernste Bedenken geltend, die gleichfalls auf
Erfahrungen beruhten.
2) In den Herbstschlachten ist auf deutscher Seite zum ersten Male ein leichtes
Maschinengewehr („Muskete"), das im Auslande beschafft worden war, verwendet
worden. — Siehe S. 67.