Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

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Der Mehrfrontenkrieg im Sommer 1915. 
gespannten Pläne gab und jeder Kräftezuwachs für die Mittel¬ 
mächte vom Standpunkte der Gesamtkriegführung unbedingt zu 
begrüßen sei. Daher erklärte er sich mit dem Beginn der Verhand¬ 
lungen über die Teilnahme Bulgariens am Feldzuge gegen Serbien ein¬ 
verstanden. 
Diese begannen am 3. August im Großen Hauptquartier zu Pleß mit 
dem von der bulgarischen Regierung entsandten Bevollmächtigten, Oberst¬ 
leutnant Gantchew. Der Gang der Verhandlungen erfuhr indessen eine 
nicht unerhebliche Verzögerung infolge der gespannten Lage an den Dar¬ 
danellen1), namentlich aber durch die am 19. August erfolgte Versenkung 
des amerikanischen Dampfers „Arabic" durch ein deutsches Unterseeboot. 
Die hierdurch entstandenen neuen ernsten diplomatischen Auseinander¬ 
setzungen zwischen Deutschland und den Vereinigten Staaten2) hatten ihre 
stimmungsmäßige Rückwirkung auch auf die Haltung Bulgariens nicht 
verfehlt. Erst nach Entspannung der Lage führten die Verhandlungen 
am 5. September zum Abschluß einer Militär-Konvention 
zwischen Deutschland, Österreich-Ungarn und Bulgarien. Es erscheint 
keineswegs ausgeschlossen, daß die Besorgnis vor einem Sonderfrieden Ser¬ 
biens mit den Mittelmächten die bulgarische Regierung in ihren letzten 
Entschließungen entscheidend beeinflußt hatt). Am 15. September trat die 
Türkei der Militär-Konvention bei. 
Der Übertritt Bulgariens zum Bunde der Mittelmächte war ein 
Erfolg von großer politischer und militärischer Be¬ 
deutung, der voraussichtlich nicht ohne Rückwirkung auf die übrigen 
Balkan-Staaten bleiben würde. Gelang es jetzt, Serbien niederzuwerfen 
— und daran konnte ein Zweifel wohl kaum bestehen —, dann war für 
Österreich-Ungarn die seit Kriegsbeginn bestehende Gefahr der Flanken¬ 
bedrohung beseitigt und auch die schlimmste Krise an den Dardanellen über¬ 
wunden. Die Herstellung gesicherter Verbindung mit dem Orient eröffnete 
für die Türkei neue Möglichkeiten der Kriegführung in Asien, schloß das 
Osmanische Reich mit den Mittelmächten und Bulgarien zu einem 
festgefügten Kampfbunde zusammen und sperrte vor allem endgültig 
die kürzeste Verbindungslinie Rußlands mit den verbündeten West¬ 
mächten. 
9 Näheres vgl. Band IX. 
2) S. 17. 
3) Nach einer Mitteilung des früheren deutschen Militärattaches in Konstan¬ 
tinopel, Generalleutnants a. D. von Lossow, vom 25. Januar 1932 an das Reichs¬ 
archiv. Vgl. auch S. 606 Anmerk. 2.
	        
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