Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Der Übertritt Bulgariens zum Bunde der Mittelmächte. 
an 
bahnung eines Friedens mit Rußland zukam. Das hatte auch General 
von Falkenhayn in vollem Maße erkannt. Beide waren daher bereits 
während der vergangenen Wochen bemüht gewesen, kein Mittel unversucht 
zu lassen, um die ins Stocken geratenen Verhandlungen über den Anschluß 
Bulgariens an die Mittelmächte zu fördern. In der zweiten Hälfte des 
Monats Juli schienen ihre Bestrebungen — unterstützt durch die weithin 
sichtbaren Erfolge der verbündeten Waffen — endlich von Erfolg gekrönt 
zu werden. König Ferdinand von Bulgarien und Ministerpräsident Rado- 
slawow erklärten sich bereit, einen bevollmächtigten Offizier in das deutsche 
Große Hauptquartier zu entsenden, um die Vorbereitungen für die Mit¬ 
wirkung Bulgariens bei einem Feldzuge gegen Serbien zu vereinbares). 
General von Falkenhayn erhielt diese Nachricht am 24. Juli, 
also zu einer Zeit, in der er noch auf einen großen Erfolg von operativer 
Tragweite gegen Rußland hoffte. Infolgedessen glaubte er, wenn auch nur 
vorübergehend, daß nunmehr der serbische Feldzug überhaupt nicht mehr 
erforderlich sei2), und daß mit der Niederwerfung Rußlands zugleich auch 
das Balkan-Problem seine erfolgreiche Lösung finden werde. Das bul¬ 
garische Anerbieten zur Teilnahme am Waffengange gegen Serbien erschien 
ihm daher, obgleich er es bisher lebhaft erstrebt hatte, im Augenblick nicht 
sonderlich dringlich2). Ms aber wenige Tage später — Anfang August — 
die von den Kampffronten einlaufenden Meldungen über planmäßiges 
Ausweichen der Russen auf der Gesamtfront in Polen in ihm Zweifel 
erweckten, ob der erstrebte Erfolg von großer operativer Auswirkung noch 
erreichbar sein werde, begrüßte er die Aussicht, mit Bulgarien bald zum 
Abschluß zu gelangen. Generaloberst von Conrad stand von vorn¬ 
herein diesem Plane, dessen Entstehen vornehmlich deutschen Bemühungen 
zu danken war4), mit Zurückhaltung gegenüber. Nicht ganz mit Anrecht 
befürchtete er davon eine Schädigung des Ansehens der Donau-Monarchie 
auf dem Balkan. Er hätte es vielmehr vorgezogen, alle Kräfte bis zur 
völligen Niederwerfung Rußlands im Osten einzusetzen, um dadurch Ser¬ 
bien zu Osterreich-Angarn herüberzuziehen und gleichzeitig freie Hand 
zur Offensive gegen Italien zu bekommen. Andererseits verschloß auch er 
sich keineswegs der Erkenntnis, daß die Kriegslage an der russischen Front 
zu diesem Zeitpunkte wenig Hoffnung auf Verwirklichung seiner weit- 
J) (Eine eingehende Schilderung der Verhandlungen, die zum Abschluß der 
Militär-Konvention mit Bulgarien führten, wird im Band IX gegeben werden, 
r) S. 602. 
S) Nach einem Telegramm des Gesandten von Treutler vom 27. Juli an das 
Auswärtige Amt. Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes. 
*) S. 602 ff. 
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