Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Die Oberste Heeresleitung plant die Säuberung des Ober-Clsaß vom Gegner. 609 
„Hierin erblicke ich, wie Euer Exzellenz wissen, nach wie vor den springenden 
Punkt. Darüber, daß wir im Falle eines baldigen Separatfriedens uns mit 
billigen Bedingungen abfinden würden, ist man in Petersburg unterrichtet. 
Ich lasse dort auch darauf aufmerksam machen, daß die Einrichtung einer 
länger andauernden deutsch-österreichischen Verwaltung in Kongreß-Polen 
die polnische Freiheits- und Unabhängigkeitsbewegung so stärken werde, 
daß Polen dann in der einen oder anderen Form für Rußland als ver¬ 
loren gelten müsse." Der Reichskanzler schloß mit dem Hinweis, daß die 
Entente in einem deutsch-österreichischen Friedensangebot trotz unserer 
Siege in Polen so lange nur ein Zeichen von Schwäche erblicken und es 
entsprechend behandeln werde, als noch Hoffnungen auf Bezwingung der 
Türkei, den Anschluß der Balkan-Staaten und einen Durchbruch im Westen 
bestünden. „Erst wenn diese Aussichten ausgeschaltet sind, werden wir stark 
genug dastehen, um, wenn unsere Gegner nicht kommen, selbst die Hand 
zum Frieden auszustrecken." 
Das Streben des Generals von Falkenhayn auf Anbahnung baldigen 
Friedens läßt auch seinen um Mitte Juni zuerst geäußerten Plan der 
Säuberung des O b e r - E l s a ßH erklärlich erscheinen, für den ledig¬ 
lich militärische Gründe kaum geltend gemacht werden konnten. Hatte 
doch auch General von Conrad ähnliche Erwägungen angestellt, als er 
in seinem Schreiben vom 14. Mai2) an General von Falkenhayn als 
Mindestziel der Ost-Operation bezeichnete: „Wiedergewinnung des Ge¬ 
bietes der Monarchie und des als Kompensation für die Gebietsabtretungen 
an Italien uns zu überlaffenden Gebietes Russisch-Polens am linken 
Weichsel-Afer." Diesem Ziel war General von Conrad Mitte Juni, als 
die Einnahme der Hauptstadt Galiziens dicht bevorstand, nahe gekommen. 
Cs ist daher wohl kein Zufall, daß gerade zu diesem Zeitpunkte auch der 
deutsche General st abschef die Wiedereroberung des letzten 
Teils des vom Gegner noch besetzten deutschen Bodens im Ober-Elsaß an¬ 
strebte, damit sich bei etwaigen Friedensbesprechungen kein Faustpfand mehr 
in Feindeshand befand. 
Wie sehr General von Falkenhayn gerade zu jener Zeit mit der Mög¬ 
lichkeit eines Friedens rechnete, erhellt auch aus der Tatsache, daß er An- 
Sonderfrieden mit der Türkei zu schließen, um alle Kraft gegen die Mittelmächte ein¬ 
sehen zu können. Vgl. „Konstantinopel und die Meerengen". Rach russischen Geheim¬ 
dokumenten des ehem. Ministeriums für auswärtige Angelegenheiten. Moskau 1925/26. 
Vgl. auch S. 437 dieses Bandes. 
H S. 614. — 2) S. 139/140. 
f Weltkrieg. VIII. Band. 39
	        
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