Die Weisungen der ö.-u. Heeresleitung für die Offensive. 555
der Verbündeten in Polen dem geplanten Schlage durch vorzeitige Räu¬
mung ihrer Stellungen entziehen könnten, wofür bereits gewisse Anzeichen
vorlagen. Der Chef des Generalstabes, Oberstleutnant von Hemmer, wurde
daher am 19. August bei der ö.-u. Heeresleitung vorstellig, die 7., Süd- und
2. Armee schon in den allernächsten Tagen ohne Rücksicht auf die Mit¬
wirkung der 1. und 4. Armee gleichzeitig angreifen zu taffen. Die drei
Armeen würden, da sich ihre Gefechtsstärken durch die Operationspause
erheblich gebessert hätten, höchstwahrscheinlich auch allein imstande sein, den
gegenüberstehenden Feind zu schlagen, zum mindesten würde er gebunden
und der Freiheit des Handelns beraubt werden.
Die ö.-u. Heeresleitung antwortete tags darauf, daß sie sich
aus den gleichen Erwägungen veranlaßt gesehen habe, schon am 19. August
die Bereitstellung der durch Teile der 4. Armee1) verstärkten 1. Armee zum
umfassenden Angriff gegen den rechten Flügel der russischen Südwestfront
zu befehlen. Für diesen Zweck sei bereits ein Vorstoß auf Kowel im Gange
und die Versammlung starker Kräfte zwischen Wladimir Wolynsk und
Kowel in Durchführung^). Im Zusammenhange damit sei in den nächsten
Tagen auch der Befehl zum Angriff der 2. und Südarmee zu erwarten,
dem sich auch die 7. Armee anschließen werde.
Gleichzeitig erhielt die 1. Armee Weisung, sich so zu gruppieren,
„daß der Angriff sogleich, jedenfalls aber nach dem Einlangen des
XIV. Korps" im Raume um Kowel (24. August) beginnen konnte. „Zum
Schutze des aus der Linie Wladimir Wolynsk—Kowel zunächst in all¬
gemeiner Richtung Lucs zu führenden Hauptstoßes" sollte vorerst Kowel
durch das Kavalleriekorps Heydebreck^) (5. Kavallerie-Division, ö.-u. 4. Ka¬
vallerie-Division, ungarische 11. Kavallerie-Division) und eine Infanterie-
Division des X. Korps fest in Besitz genommen werden. Zum Angriff auf
Luck hatte sich dieses Korps bei Wladimir Wolynsk, das IX. bei und südlich
von Turyjsk, das über Luboml herangezogene XIV. bei Kowel bereit¬
zustellen. Die von der 4. Armee im Anmarsch befindliche Gruppe Smekal
(ö.-u. 4. und österreichische 45. Infanterie-Division) sollte als Armeereserve
nach Bedarf verwendet werden.
Am 21. August ergingen allgemeine Richtlinien für die
Offensive des rechten Heeresflügels. Die 2. und Südarmee hatten auf ihren
inneren Flügeln gleichzeitig mit der 1. anzugreifen, die 7. Armee sich
beim Fortschreiten der Südarmee vom linken Flügel aus anzuschließen.
Alle Armeen sollten bereit sein, bei vorzeitigem Rückzüge des Feindes die
9 X. Korps (ö.-u. 2. und 24. I. D.), ö.-u. 62. und 10., oft. 26. I. D., IX. Kkdo.,
XVI. Korps (ö.-u. 3., öff. 21. I. D.).
2) S. 427.