Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Zustand der verfolgenden Truppen. 
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der Offensivoperationen erforderte, erhellt am besten aus einem Bericht, den 
der Kommandeur der 119. Infanterie-Division, Generalmajor von Vehr, 
am 21. September unaufgefordert eingereicht hatte. In ihm hieß es: 
„Die 119. Infanterie-Division ist seit dem 2. Mai in 
dauernder Vorwärtsbewegung geblieben. Daraus haben sich Zustände er- 
geben, die dringend der Abhilfe bedürfen, wenn die Division nicht eines 
Tages ihre Gefechtskraft vollkommen einbüßen soll. 
Bei der Infanterie steigt die Abgangsziffer wegen Krankheit 
durch Überanstrengung täglich. Damit kann der Zugang durch eintreffende 
Crsatzmannschasten nicht gleichen Schritt halten. Bei dem rastlosen Vor- 
marsch ist es unmöglich, daß der Mannschaftsersatz die Division erreicht. 
Transportzeiten von sechs Wochen seit der Inmarschsetzung sind jetzt die 
Regel. Statt frischer, kampfkräftiger Mannschaften kommen erschöpfte, fuß- 
kranke Leute cm, von denen ein hoher Prozentsatz bereits unterwegs er- 
krankt liegengeblieben ist. Es bedarf weiter wohl keines besonderen Hin¬ 
weises darauf, daß die wochenlangen Märsche der Crsatztransporte mit 
höchstens zwei Offizieren ohne richtig eingeteilte Verbände, ohne Korporal¬ 
schaftsführer usw. der Aufrechterhaltung der Disziplin nicht förderlich sind. 
Sämtliche Truppen bedürfen dringend des Ersatzes an Beklei¬ 
dung und Ausrüstung. Besonders mangelt es der Infanterie an 
Stiefeln; wenn sich die Leute nicht dadurch hülfen, daß sie gefangenen oder 
gefallenen Russen die Stiefel wegnehmen, würden viele barfuß gehen 
müssen. 
Berittene Truppenteile leiden unter dauernden Pferde¬ 
verlusten. Die Artillerie und die Kolonnen, die bei den schlechten Wegen 
schon lange nur im Schritt vorwärtskommen, verlieren täglich mehrere 
Pferde, die erschöpft umfallen und erschossen werden müssen. Mit den 
gesteigerten Leistungen der Pferde hält ihre Ernährung nicht annähernd 
gleichen Schritt. Hafer wird durch die Verpflegungskolonnen nur unregel¬ 
mäßig und in unzureichender Menge herangeführt, im Land ist strichweise 
nichts vorhanden und systematisches Ausnutzen und Zubereiten bekannter 
Crsahfuttermittel — gedämpfte Kartoffeln, Rüben, andere Getreidesorten — 
bei den täglichen großen Märschen nur selten möglich. Der größte Teil 
der Pferde steht ständig im Freien, oft in kaltem Regen ohne Stroh. Man 
kann, abgesehen von Verlusten im Gefecht, den täglichen Abgang an Pfer¬ 
den auf mindestens 25 angeben. Wie dieser Verlust ausgeglichen werden 
soll, ist zur Zeit ein unlösbares Rätsel. Das Pferdedepot ist erschöpft, im 
Lande sind nur hin und wieder kleine, wenig zugkräftige, zum Reiten aber 
gänzlich ungeeignete Pferde aufzutreiben. Ersatz aus der Heimat trifft erst 
Wochen zu spät ein und ist bereits ebenfalls durch das Nachmarschieren
	        
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