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Die Operation des Oberbefehlshabers Ost gegen Wilna.
13. dis
21. September.
auch weiterhin auf den Flügeln, zumal da Generalleutnant von Morgen
der Auffassung war, daß die Kräfte seines I. Reservekorps nach mehrfachen
Abgaben zum Angriff auf die starke feindliche Front nicht mehr aus¬
reichten.
Während rechts die Gruppe Lauenstein unter täglichen Kämpfen, vor
allem der Division Beckmann, weiter gegen Dünaburg vordrang und am
11. September bis in Höhe des Alowscha-Sees kam, sollte links der rechte
Flügel der Gruppe Schmettow an diesem Tage über den Niemenek in die
Nordflanke des vor dem I. Reservekorps haltenden Gegners vorbrechen.
Bei diesem Entschlüsse blieb es auch, als am gleichen Tage ein starker
russischer Angriff aus Fakobstadt die Nordflanke der Umfassung traf. „Die
Fortführung der Offensive des rechten Flügels auf Dünaburg war unter
diesen Umständen wagemutig", heißt es im Kriegstagebuchs des Ober¬
befehlshabers Ost. Der Erfolg blieb aber nicht aus; in der Nacht zum
12. September wich der Gegner zurück.
Die am 13. September auf der ganzen Armeefront mit Nachdruck
aufgenommene Verfolgung führte den rechten Flügel der Njemen-Armee
gegen die Stellungen vor der kleinen F e st u n g D ü n a b u r g, die sich
als erweiterter Brückenkopf — von Fliegern bereits eingehend erkundet —
von Nowo Alexandrowsk bis Illuxt reichlich 15 Kilometer vor der Düna
hinzogen. Der Gedanke, zugleich mit dem zurückgehenden Gegner in sie
einzudringen, erwies sich als nicht ausführbar; die Russen brachten das
deutsche Vorgehen bereits an den befestigten Seenengen westlich von Nowo
Alexandrowsk zum Stehen. Weiter nördlich erreichte deutsche Kavallerie
den Westrand der Düna-Niederung. Auch hier hielt der Gegner vor
Fakobstadt einen größeren Brückenkopf, der in schwer zugänglichem Niede¬
rungsgelände rund sieben Kilometer Tiefe hatte.
Die Hauptanstrengungen galten weiterhin vor allem der Einnahme
von Dünaburg. Auch der O b e r b e f e h l s h a b e r O st legte entscheidenden
Wert auf die Vertreibung der Russen aus diesem Brückenköpfe, der durch
seine Bahnverbindungen eine dauernde Bedrohung des deutschen Nord¬
flügels darstellte. Darüber hinaus beschäftigte ihn der Gedanke, allmählich
das ganze linke Düna-Ufer, nach Dünaburg zunächst den Brückenkopf von
Fakobstadt, vor allem aber auch die für die russische Heeresversorgung so
überaus wichtige große Handels- und Industriestadt Riga, in die Hand
zu bekommen. Mangel an Kräften1) zwang ihn dann jedoch, das letztere
Ziel endgültig fallenzulassen.
i) S. 519 f.