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Die Operation des Oberbefehlshabers Ost gegen Wilna.
17. September, jetzt auch im Rücken bei Molodeczno neu auftretenden Feindes, beide Divi-
sionen in die Gegend von Smorgon zurückzunehmen.
Daß die erwarteten russischen Truppentransporte von
Minsk auf und über Molodeczno etwa seit dem 13. September tat¬
sächlich begonnen hatten, hatte das Oberkommando Eichhorn bereits in
der Nacht vom 16. zum 17. September durch eine aus Pleß mitgeteilte
Agentennachricht erfahren und das Kavalleriekorps durch Funkspruch sofort
unterrichtet. Noch in der Nacht war daraufhin die 3. Kavallerie-Division
unter Generalmajor von Wurmb von Wilejka wieder aufgebrochen und
um 9° vormittags nördlich von Molodeczno eingetroffen. Vis zum Abend
gelang es ihr, russische Sicherungen über den Asza-Abschnitt zurückzuwerfen
und den Vahnverkehr durch Artilleriefeuer zu stören. Feind und Sumpf-
niederung verhinderten aber weiteres Vordringen gegen die ausgedehnten
Vahnhofsanlagen selbst, von denen man immerhin noch etwa drei Kilometer
entfernt war. Abends sicherte die Division von Zaskiewicze bis hart nörd¬
lich von Molodeczno die Flanke des Kavalleriekorps, während die 9. Kaval¬
lerie-Division inzwischen, ohne auf Feind zu treffen, 20 Kilometer über
Postawy hinaus nach Osten geritten war.
Am den linken Armeeflügel zu stärken, hatte General¬
leutnant vonHutier schon vormittags, als sich die Verbände der Armee¬
mitte bei der Verfolgung auf Wilna mehr und mehr zusammendrängten,
den Absichten des Armee-Oberkommandos entgegenkommend, das Heraus¬
ziehen überschüssiger Teile vorgeschlagen. So waren die 31. Infanterie-
Division und die Division Zenker bereits im Laufe des Tages ostwärts in
Marsch gesetzt worden; die 115. Infanterie-Division, die in der Verfolgung
schon sehr weit nach Süden vorgestoßen war, sollte folgen.
Im Armeebefehl vom Nachmittage des 17.September hieß es
dann: „Der Feind will sich der Einschließung anscheinend durch schleu¬
nigen Rückzug entziehen. Rücksichtsloses Vorgehen der ganzen Armee-
front unter weitem Ausholen des Ostflügels geboten." Die Vefehlsgrenzen
wurden derart neu geregelt), daß unter Linksschieben der Gruppe Hutier
der Amfassungsflügel gestärkt wurde. Sie und die Gruppe C b e n, so hieß
es, „suchen ständig, scharf nach Osten ausholend, die Rückzugsstraßen des
Gegners in der Enge nördlich der Verezyna-Sümpfe mehr und mehr zu
verlegen. Cs ist anzustreben, Anschluß nach links dauernd zu bewahren".
Das Kavalleriekorps sollte in der linken Flanke bleiben.
Dem Oberbefehlshaber Ost in Lötzen war das Zurückweichen
des Feindes auf Wilna erst nachmitags bekanntgeworden. Cr befahl
0 Bisherige Einteilung S. 499. — Gr. Litzmann erhielt nunmehr die Abt. Ese¬
beck, Gr. Hutier die 10. Ldw.- u. 42. Inf. D., Gr. Eben die 31. Ins. Div. u. Div. Zenker.