Full text: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

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Die Operation des Oberbefehlshabers Ost gegen Wilna. 
I. bis 3. Sep- Vis zum 1. September kamen die vordersten Truppen der 12. Armee an 
tem&et. Ed über den von Natur starken Swislocz-Abschnitt; der erwartete feind¬ 
liche Widerstand blieb selbst hier aus. Die 8. Armee konnte dank vorzüg¬ 
licher Leistungen ihrer Pioniere die Vobr-Sümpfe verhältnismäßig rasch 
überwinden und stand an diesem Tage vor Grodno. 
Die Festung Grodno hatte sich seit 1913 durch Vorschieben 
einer neuen Fortslinie, die im Westen zwölf Kilometer vor der Stadt lag, 
im Ausbau zu einem starken, neuzeitlichen Waffenplatze befunden; im 
Kriege waren die Verstärkungsarbeiten weitergeführt worden. Am die 
Verfolgung in Fluß zu halten, mußte mit der Festung rasch abgerechnet 
werden. Der Angriff sollte gegen die Nordwestfront geführt werden. 
Von der bereitgestellten, an Zahl ohnehin nur schwachen Belagerungs¬ 
artillerie waren die schwersten Batterien noch nicht heran; die Masse der 
schweren Batterien eröffnete am 1. September das Feuer gegen die Forts III 
und II. Inzwischen war aber die gegen die Südwestecke der Festung vor¬ 
gehende 1. Landwehr-Division unter General der Infanterie von Iacobi 
schon dicht an das Fort XV herangekommen und ließ, nachdem ihre Mörser 
und schweren Feldhaubitzen gewirkt hatten, mittags zum Sturm antreten, 
kam aber nicht zum Ziel. Am Nachmittage gelang jedoch ein neuer Versuch 
bei nur noch geringer feindlicher Gegenwirkung. Die Ruffen waren auf eine 
Zwischenstellung ausgewichen; der unerwartet leicht errungene Erfolg und 
abgehörte Ferngespräche deuteten darauf hin, daß sie an ernstliche Ver¬ 
teidigung des Platzes nicht mehr dachten. Der nächste Tag bestätigte diese 
Auffassung. Unter leichten Kämpfen gegen russische Nachhuten konnten die 
vom Gegner verlassenen Werke besetzt werden; der Übergang über den 
Njemen begann. Der 3. September brachte zwar noch heftige feindliche 
Gegenangriffe gegen die auf das rechte Flußufer vorgeschobenen Teile 
der 8. Armee, dann aber ging der Gegner aus Skidel und Ieziory zurück. 
Die Beute beschränkte sich auf 3600 Gefangene; sechs schwerste Geschütze, 
darunter zwei japanische, wurden vergraben aufgefunden. Der Russe hatte 
die Räumung der an sich starken Festung vermutlich schon frühzeitig ein¬ 
geleitet*), aber nicht mehr ganz durchführen können, seit der Verkehr auf der 
Bahn nach Wilna durch das Vordringen der deutschen 10. Armee2) gesperrt 
war. Nachdem dann die russische Gesamtfront im Süden wie im Norden 
bereits östlich von Grodno verlies, war angesichts des deutschen Artillerie¬ 
aufmarsches auch die Besatzung zurückgenommen worden; die Erfahrungen 
von Nowogeorgiewsk und Kowno mögen mitgesprochen haben. 
i) S. 452. — -) S. 489.
	        
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