476
Die Operation des Oberbefehlshabers Ost gegen Wilna.
Bis 7. August.
von der 9. Armee sowie weitere schwerste und schwere Artillerie; außerdem
sollte die Division Beckmann von der Njemen-Armee demnächst zurückgegeben
werben1). Weitere Verstärkungen dachte der Oberbefehlshaber Ost in
kurzem von der 9. Armee geben zu können. Auch legte er der Obersten
Heeresleitung am 3. August nochmals die Wichtigkeit der Wegnahme von
Kowno dar; die Festung unterhalte nur schwaches Feuer, ein schneller
Erfolg sei hier noch möglich; er werde aber Kowno auch ohne weitere Ver¬
stärkung angreifen lassen. Cr erbat Zuweisung der nötigen Munition für
schwerste Geschütze und schwere Feldhaubitzen, an der besonders großer
Bedarf war2).
Der Befehl im Angriffsabschnitt zwischen Festet und Unter¬
lauf des Njemen fiel dem Generalkommando des XXX X. Reservekorps
zu. Der Gegner hatte hier, wie die Lufterkundung zeigte, vor die ständigen
Werke des älteren Fortsgürtels (Fort III, II und I mit den dazwischen
liegenden Batterien 3 und 2) zwei neue Verteidigungslinien vorgeschoben,
deren vorderste etwa zwölf Kilometer vom Innern der Stadt ablag.
Besonders stark schienen die unmittelbar an der Iesia auf dem Höhen¬
gelände von Godlewo errichteten Anlagen. Diese wollte Generalleutnant
L i tz m a n n zuerst in Besitz nehmen und dann gegen die Batterie 3 und
das Fort II vorgehen. An Truppen standen ihm einstweilen nur die
Brigade Zenker und die 9. Landwehr-Brigade rechts, die 79. Reserve-
Division links der Eisenbahn zur Verfügung. Verstärkung an schwerer
Artillerie begann heranzukommen; ihre endgültige Zahl stand noch nicht
fest. Am 29. Juli war es gelungen, vorgeschobene Stellungen des Gegners
beiderseits der Eisenbahn zu nehmen; gegen 1200 Gefangene waren dabei
eingebracht worden. Am 6. August schoben die 9. Landwehr-Brigade und
79. Reserve-Division ihre Truppen bis in die Linie Dluga—Sapiezyszki
vor und gewannen damit die für die Artillerie zur Feuereröffnung
nötigen Beobachtungsstellen. Am 7. August siedelte Generaloberst von Eich¬
horn mit dem Operationsstabe nach Kozlowa Ruda über, unmittelbar hinter
den Angriffsabschnitt. Am folgenden Tage sollte die Artillerie das Feuer
eröffnen.
Inzwischen war die Rjemen-Armee weiter nördlich derart gebunden3),
daß der 10. Armee jetzt auch die Abschließung der Festung nörd¬
lich des Njemen und die Sicherung gegen den Wilia-Abschnitt bis
Ianow übertragen wurde. Dazu konnte ihr aber von der Rjemen-Armee
nur die etwa eine Brigade starke Abteilung Esebeck, nicht aber die Division
0 S. 466. — -) S. 344. — --) S. 466 f.