Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

10. Armee. Vorbereitung des Angriffs gegen Kowno. 
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umgebaut und verstärkt worden waren. Cin weiterer vier bis fünf Kilo¬ 
meter vorgeschobener äußerer Fortsgürtel war damals im Entstehen ge¬ 
wesen. In Anlehnung an diese ausgedehnten ständigen Werke war die 
Festung in nahezu zwölf Kriegsmonaten weiter ausgebaut und durch vor¬ 
geschobene Stellungen verstärkt worden, so daß sie als besonders wider¬ 
standsfähig anzusehen war. Der beim Großen Generalstabe im Frieden 
ausgearbeitete Angriffsentwurf empfahl, die Südfront anzugreifen, die von 
der tief eingefchnittenen Iefia in zwei Hälften geteilt wird. Für Artillerie- 
aufmarsch und Munitionsversorgung stand nur die Königsberger Bahn zur 
Verfügung. An Kräften waren allein schon gegen den früheren engen Am- 
fang des Platzes etwa zwei Korps, rund 400 Geschütze, davon gegen 
250 schwere (unter ihnen zwei schwerste Batterien) als erforderlich ange¬ 
sehen worden. Was die 10. Armee einstweilen gegen die wesentlich er¬ 
weiterte Festung einzusetzen hatte, langte nicht einmal an diese Forderungen 
heran. Vor allem aber mußte der Angriff allein gegen die westliche Hälfte 
der Südstont geführt werden. Die Kräfte reichten nicht aus, vorher auf 
dem östlichen Iefia-5lfer Fuß zu fassen, da südlich der Festung auf fast 
150 Kilometer Frontbreite die an Zahl überlegene kampfkräftige russische 
10. Armee gegenüberstand. Dort konnten zum Angriff auf die Festung kaum 
noch deutsche Kräfte freigemacht werden. 
Als Generaloberst von Eichhorn dann am 31. Juli angesichts der 
Fortschritte der Rjemen-Armee auch noch die 4. Kavallerie-Division ab¬ 
geben muffte1), die künftig auf dem nördlichen Rjemen-Afer die Festung 
absperren sollte, sandte er am 2. August seinen Generalstabschef, Oberst 
Hell, nach Lötzen, um nochmals dringend Verstärkungen zu erbitten. „Im 
Hinblick auf die minderwertige Besatzung der Festung Kowno", so legte 
Oberst Hell dar, „und deren anscheinend sehr mangelhafte artilleristische 
Ausstattung fei Oberkommando 10 überzeugt, daß bei Bereitstellung auch 
nur einer weiteren Infanterie-Division das Ziel schneller Einnahme der 
Festung erreicht werden könne". Der Oberbefehlshaber Oft teilte 
diese Auffassung durchaus, konnte aber, „da die Rjemen-Armee zur Zeit im 
Kampf stehe und er aus der Rarew-Front auf bündigen Befehl der Obersten 
Heeresleitung Kräfte nicht herausziehen dürfe", zunächst nur in Aussicht 
stellen, der Armee sobald wie möglich wenigstens eine Landwehr-Brigade 
zuzuführen. Oberst Hell wollte sie benutzen, um die jetzt nördlich von 
Suwalki in der Front stehende 76. Reserve-Division für den Angriff auf 
die Festung freizumachen. Daraufhin erhielt die Armee in den nächsten 
Tagen die 6. Landwehr-Brigade") von der 8. und ein Landsturm-Regiment 
31. J«U bis 
2. August. 
0 S. 466. — 2) S. 351 f.
	        
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