Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

474 
Die Operation des Oberbefehlshabers Ost gegen Wilna. 
24.bis27.Juli« drücklich vorzubereiten*). Am 24.Juli wurde der Erste Generalstabsoffizier 
der 10. Armee, Major Keller, durch Generalleutnant Ludendorff in Lötzen 
über die weiteren Absichten, wie folgt, unterrichtet: Sobald es die Verhält- 
nisse ermöglichen würden, sollte die Armee durch etwa sechs Infanterie- 
Divisionen verstärkt werden, um unter Wegnahme von Kotono bei der 
Festung und südlich den Njemen zu überschreiten und nach Südosten vor¬ 
zustoßen. Die Njemen-Armee werde dieses Vorgehen links rückwärts ge¬ 
staffelt begleiten und decken. Gegen Kowno sei die Infanterie schon jetzt 
so weit vorzuschieben, daß die schweren Feldhaubitzen ihre Feuer¬ 
stellungen einnehmen könnten; alle sonstigen Vorbereitungen für die Be¬ 
lagerung sollten nunmehr beschleunigt werden. Einstweilen war aber als 
Verstärkung nur mit einer einzigen, soeben überwiesenen Brigade^) zu 
rechnen. Der Gedanke, auch zwei in diesen Tagen von der Weststont an¬ 
rollende Divisionen ganz oder teilweise gegen Kowno zu verwenden, war 
dagegen von der Ober st en Heeresleitung entschieden abgelehnt 
worden; sie wollte erst dann starke Kräfte an den Njemen werfen, wenn 
„sichere Anzeichen über Zusammenbruch und Nachgeben des Feindes 
zwischen Weichsel und Bug erkennbar" würden*). So hatte sie zwar am 
23. Juli eine 42 om-Vatterie zugesagt, am 24. Juli teilte sie aber nochmals 
ausdrücklich mit, daß eine Verstärkung der 10. Armee zur Zeit leider noch 
nicht möglich sei, und verhinderte in den nächsten Tagen auch die Zuführung 
österreichisch-ungarischer schwerster Batterien*). Sie wollte dafür demnächst 
deutsche schwerste Batterien freimachen, die aber kürzere Schußweiten 
hatten, nur über geringe Munitionsmengen verfügten und nicht mit Kraft¬ 
zug, sondern nur auf Schienen in Stellung gebracht werden konnten. Für 
den Artillerieaufmarsch wurden dadurch umfangreiche Geleisbauten nötig. 
Am 27. Juli mußte der Oberbefehlshaber Ost mitteilen, daß 
auf die am 24. in Aussicht gestellten Verstärkungen nicht zu rechnen sei. 
Wohl brachte Generaloberst von Eichhorn daraufhin ernste Bedenken 
wegen der allzu geringen Angriffskräfte vor, mußte dann aber doch ver¬ 
suchen, mit dem auszukommen, was er hatte. Immerhin standen inzwischen 
an schwerster Artillerie fünf Batterien in Aussicht. 
Die Festung Kowno liegt am Zusammenfluß von Njemen und 
Wilia. Sie war bereits im Frieden durch eine Stadtumwallung und einen 
Fortsgürtel von durchschnittlich acht bis neun Kilometer Durchmesser ge¬ 
schützt, dessen Werke — soweit man wußte — vor dem Kriege neuzeitlich 
*) S. 481 ff. — 2) Crsah-Br. Zenker, überzählige Brigade der Division Menges 
der 9. Armee (S. 297). — 3) S. 316 ff. — 4) S. 340 f.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.