Abwehraufgabe für die Njemen-Armee.
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„Nördlich des Njemen hat der Russe natürlich die Gefahr längst erkannt,
und er fährt, was er kann, nach Wilna, Dünaburg und Riga. Hoffentlich
gelingt es uns bald, wenn Gallwitz gut vorwärts kommt, von dort Kräfte
herauszuziehen." Angesichts dieser Verhältnisse entschloß sich der Ober¬
befehlshaber Ost am Vormittage des 8. August, die Aufgaben der 10. und
Njemen-Armee neu zu regeln. Die Einschließung von Kowno sollte künf¬
tig der 10. Armee allein zufallen. Statt der Division Beckmann trat
aber von der Njemen-Armee nur die Abteilung Esebeck zu ihr über, die
vor Kowno den Abschnitt der 4. Kavallerie-Division mitzuübernehmen hatte,
so daß diese nunmehr für die N j e m e n - A r m e e zu anderer Verwendung
frei wurde. Diese, so hieß es in dem Befehl, „deckt die linke Flanke des
Heeres gegen einen etwaigen feindlichen Vorstoß von der unteren Düna.
Die Behauptung Mitaus und des genommenen feindlichen Gebietes ist
dabei von Bedeutung".
Der neuen Aufgabe entsprechend nahm General von Be low das
I. Reservekorps nebst 78. Reserve-Division in die Gegend südlich und nörd¬
lich von Kupischki zurück, wo eine Stellung zu nachhaltiger Verteidigung
ausgebaut werden sollte. Die Verlängerung nach Süden fiel demnächst dem
Kavalleriekorps Nichthofen, der Division Beckmann und der 4. Kavallerie-
Division zu, die nördlich des Wilia-Knies von Ianow an den linken Flügel
der 10. Armee (1. Kavallerie-Division) anschloß. Fm Norden schob sich die
41. Infanterie-Division zwischen das I. Reservekorps und das Kavallerie-
korps Schmettow (Egon) ein, während die 8. Kavallerie-Division an dessen
linken Flügel heranrückte. Alle diese Bewegungen, die etwa bis zum
13. August ihren Abschluß erreichten, vollzogen sich bei dauernd wechselnder
Lage und vielfach unter Kämpfen gegen den überall vorwärtsdrängenden
Feind.
Um sich des russischen Druckes wenigstens zeitweilig zu entledigen, ließ
General von Below den rechten Flügel des I. Reservekorps am 14. August
nochmals angreifen. Die 78. und 1. Reserve-Division stießen nordostwärts
in die feindliche Aufstellung hinein und hatten vollen Erfolg. Am 15. August
wurde die Verfolgung in Übereinstimmung mit einer Weisung des O b e r -
befehlshabersOst unter Mitwirkung der Anschlußtruppen rechts und
links möglichst weit nach Osten fortgesetzt, vermochte aber über die schon
am 5. August erreichte Swjenta—Niemenek-Linie nicht wesentlich hinaus¬
zukommen. Immerhin hatten insgesamt vier deutsche Divisionen auf etwa
60 Kilometer breiter Front den Gegner abermals rund 15 Kilometer zurück¬
gedrückt, ihm dabei alles in allem aber doch nur 3000 Gefangene abnehmen
können. Zur Fortführung des Angriffs reichten die Kräfte nicht aus. Da
ihre Verstärkung auch jetzt noch nicht in Aussicht stand, befahl der Ober-
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14. bis
20. August.