Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

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Die Operation des Oberbefehlshabers Ost gegen Wilna. 
Inzwischen war aber die Masse des Gegners bereits am Abend vorher und 
in der Nacht nach Osten entkommen und stürzte sich nun auf das in fast 
30 Kilometer Vreitenausdehnung von Norden gegen seinen Rücken an¬ 
gesetzte Kavalleriekorps Schmettow (Cgon). In unübersichtlichem Gelände, 
zugleich im Rücken von russischer Kavallerie bedroht, sah es sich nach tap¬ 
ferer Gegenwehr abends genötigt, nach Norden hinter die Muscha aus¬ 
zuweichen. Der größte Teil des Gegners entkam ostwärts, nur kleinere 
Teile befanden sich noch in dem von den Infanterie-Divisionen inzwischen 
umstellten Raume, dessen Ostspitze aber nur etwa 15 Kilometer östlich von 
Schadow lag. 
Am 23. Juli ging die Einschließungsbewegung in rein fron¬ 
tale Verfolgung über, die, durch russische Nachhuten aufgehalten, 
an diesem Tage noch eine Strecke gegen Osten fortgesetzt wurde. War 
es auch nicht gelungen, die bei Schaulen stehende russische Truppen¬ 
macht abzufangen, so war die Gesamtbeute doch dank schneller und ziel¬ 
bewußter Bewegungen in neun Tagen auf die für damalige Kampfverhält¬ 
nisse recht erhebliche Zahl von rund 30 000 Gefangenen und 23 Geschützen 
gestiegen. 
Gleichzeitig war es den Truppen des Generalmajors Eberhard Grafen 
von Schmettow (41. Infanterie-, 8. Kavallerie-Division und Abteilung 
Libau) gelungen, gegen Mitau weiter vorwärtszukommen. Etwa 3y2 rus¬ 
sische Kavallerie-Divisionen nebst Infanterie schienen hier gegenüberzustehen. 
Die Fortsetzung der Kämpfe und die Einnahme 
von Mitau. 
Beim Oberkommando der Njemen-Armee war der Erfolg gegen 
die russische 5. Armee am 23. Juli zunächst noch größer eingeschätzt worden, 
als er tatsächlich war. Der für den 24. Juli ausgegebene Armeebefehl 
begann mit der Mitteilung: „Die russische 5. Armee ist völlig geschlagen 
und zum größten Teile zersprengt." General von Below wollte seinen 
von Kämpfen und Märschen überanstrengten Truppen eine kurze Ruhe 
gewähren. Cr erwog, das Kavalleriekorps Schmettow (Egon) inzwischen 
über Bausk in den Rücken von Mitau vorgehen zu lassen, wozu sich dessen 
Führer auch imstande erklärte. In diesem Sinne ist auch an den Ober¬ 
befehlshaber Ost gemeldet worden. In dessen Kriegstagebuchs) heißt 
es unter dem 23. Juli: „Das Ergebnis ist die vollständige Zersprengung 
der Russen, die Reste auf der Flucht in südöstlicher Richtung. Damit ist 
diese Operation der Njemen-Armee abgeschlosien. In zehntägigen unaus- 
!) Die Meldung der Njemen-Armee selbst ist nicht aufzufinden.
	        
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