Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Der Sieg der Njemen-Armee bei Schaulen. 
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wenn diese — wie jetzt anzunehmen war — in mehr südöstlicher Rich¬ 
tung, etwa auf Poniewiez, zurückgingen. Er wollte den Ring um sie 
nicht nur von Norden, sondern auch von Süden schließen. Er befahl für 
die Divisionen des Nordkorps (6. und 78. Reserve-Division) und des 
Kavalleriekorps Schmettow (Egon) weiteres Vorgehen auf Schaulen und 
Radziwiliszki; überall sollte der Feind angegriffen werden. Die Südgruppe 
hatte dem Kavalleriekorps in der Richtung auf Radziwiliszki entgegen¬ 
zustoßen, das Korps Morgen den nächtlichen Abzug seines Gegners zu ver¬ 
hindern und am 21. Juli aufs neue anzugreifen. 
In der Frühe dieses Tages stießen nun aber die Russen, kehrtmachend, 
nach Osten gegen die deutsche 78. Reserve-Division scharf vor, während sie 
das Herankommen der von Norden gegen sie angesetzten 6. Reserve-Division 
bis in die Nachmittagsstunden verzögerten. Das Korps Morgen drang 
zwar in das nachts vom Gegner geräumte Schaulen ein, kam darüber aber 
nicht hinaus. So hatte die 78. Reserve-Division einen recht schweren Stand 
und konnte nicht verhindern, daß starke russische Kräfte, vor allem an ihrem 
Südflügel vorbei, nach Osten entkamen. Sie mußten auf die von Kosaki 
an der Muscha bis nördlich von Rozalin in breiter Front sperrenden beiden 
Kavallerie-Divisionen des Generalleutnants Grafen von Schmettow (Egon) 
stoßen. Von der Südgruppe erreichte die 36. Reserve-Division unter 
Generalleutnant Kruge kämpfend die Eisenbahn etwa halbwegs zwischen 
Kiejdany und Schadow; weiter nördlich war der russische Widerstand stärker, 
so daß die Division Beckmann und die bayerische Kavallerie-Division links 
rückwärts von der 36. Reserve-Division erheblich zurückblieben. 
Der Ring um den Feind war noch nicht geschlossen, beiderseits von 
Schadow klaffte noch eine Lücke von 45 Kilometern. Der Weg nach Ponie¬ 
wiez stand dem Gegner offen. Aber auch im Norden war kaum damit zu 
rechnen, daß die Kampfkraft des Kavalleriekorps Schmettow (Egon) aus¬ 
reichen würde, einen nachdrücklich geführten russischen Durchbruch aufzu¬ 
halten. Kämpfe und Märsche bei oft unzureichender Verpflegung und 
schwierigem Munitionsersatz, auf vielfach grundlosen Wegen, in großer 
Hitze und bei schweren Gewitterregen hatten vor allem die Truppen der 
Nordgruppe stark in Anspruch genommen, die seit nunmehr einer Woche 
ununterbrochen in Bewegung waren. Trotzdem mußte und sollte die letzte 
Kraft eingesetzt werden, um doch noch zu dem angestrebten großen Erfolge 
zu kommen. 
Der Armeebefehl für den 22. Juli setzte das I. Reserve- 
korps von Schaulen nach Südosten, mit dem rechten Flügel längs der Bahn 
nach Schadow, zum Angriff an. Beide Flügelgruppen sollten gegen diese 
Bahn einschwenken und dadurch östlich von Schadow den Ring schließen.
	        
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