Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Die Aufmärsche. 
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birgscharakter tragende Kampfgebiet begünstigte eine defensive Kriegführung 
in hohem Maße und glich die große Unterlegenheit der ö.-u. Truppen an 
Zahl wenigstens bis zu einem gewissen Grade aus. Den Hauptstoß 
des Gegners erwartete man an der Isonzo-Front. Dorthin 
wurde daher das Schwergewicht der Verteidigung gelegt. 
Eine Schwierigkeit für die Führung ergab sich sehr bald aus dem 
Umstande, daß Deutschland und Italien sich noch nicht im Kriegszustände 
miteinander befanden1). In der Annahme, Rumänien habe sich ver¬ 
pflichtet, auf seiten der Verbandsmächte in den Krieg einzugreifen, sobald 
Italien von Deutschland angegriffen werde, bestand deutscherseits die Ab¬ 
sicht, die Italiener dem Alpenkorps gegenüber als die Angreifer erscheinen 
zu lasten. Hierdurch entstanden unliebsame Auseinandersetzungen zwischen 
den Hauptquartieren in Pleß und Teschen, in deren Verlauf die deutsche 
Oberste Heeresleitung indes auf ihrem Standpunkte beharrte. 
Auch auf i t a l i e n i s ch e r Seite waren schon im August 1914 Grenz¬ 
sicherungen aufgestellt worden. Die italienische Armee befand sich infolge 
der libyschen Expedition in einem derartig geschwächten Zustande, daß mit 
ihrer baldigen Verwendung in einem größeren europäischen Kriege kaum 
gerechnet werden konnte. Am 31. Juli hatte der als Nachfolger des ver¬ 
storbenen Generals Pollio zum Chef des Generalstabes der Armee ernannte 
General Cadorna dem Könige von Italien eine Denkschrift vorgelegt, 
in der er unter anderem auf die schweren Hemmungen hinwies, denen das 
italienische Heer zur Zeit hinsichtlich seiner Kriegsbereitschaft unterworfen 
sei. Seit einiger Zeit habe die Hauptaufgabe der Armee darin bestanden, 
„das Auffüllungsdepot für das libysche Expeditionskorps" zu bilden. 
Dadurch sei ihr der materielle und moralische Zusammenhalt geraubt und 
die Möglichkeit nutzbringender Ausbildung genommen worden2). Als 
dann am 20. September das Kriegsministerium vom Generalstabschef Aus¬ 
kunft über die Bereitschaft des Heeres verlangte, da „internationale und 
innere Lage für nicht ferne Zeit die Möglichkeit der allgemeinen Mobil¬ 
machung und der Feldzugseröffnung" nicht ausschlössen, mußte General 
Cadorna erklären, bei den schweren Mängeln im Vekleidungswesen, in der 
Ausrüstung und Organisation sei Italien „nicht in der Lage, einen Feldzug 
zu beginnen"2). 
Nunmehr wurde die Vorbereitung des italienischen Heeres für den 
x) S. 10 und 11. — 2) Cadorna: „Altre pagine sulla grande guerra.“ S. 15 
bis 23. — s) Cadorna: „La guerra.“ I. Band, S. 47/48.
	        
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