Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

E. Die russische Oberste Führung bis Ende Augusts. 
Karten 5, 6, 7 und Band VII, Karte 1. 
BisMttteMat. Seit Gorlice war die russische Oberste Heeresleitung in erster Linie auf 
Abwehr eingestellt. Dabei hoffte sie auf Entlastung durch den am 9. Mai 
begonnenen Angriff der Westmächte3) und den Eintritt Italiens, demnächst 
Rumäniens, vielleicht sogar Bulgariens in den Krieg. Andererseits war 
sie in Sorge, ob es tatsächlich gelingen werde, den Ansturm der Mittel¬ 
mächte in Galizien zum Stehen zu bringen. Beides stand in Wechsel¬ 
wirkung: erfolgreiche Abwehr in Galizien mußte die Gewinnung neuer 
Bundesgenossen fördern, deren Eingreifen aber auch Erleichterung für die 
Lage in Galizien bringen. Neben innenpolitischen und wirtschaftlichen 
Rücksichten sprachen daher auch außenpolitische Belange für zähen Kampf 
um jeden Fußbreit Boden, während rein militärisch der Gedanke im 
Vordergrund stand, die Schlagkraft des Heeres zu erhalten und daher nach 
Bedarf ohne Rücksicht aus Landverlust in die Weite des Reiches aus¬ 
zuweichen. Die Zwiespältigkeit dieser Gesichtspunkte spielte neben der Ein¬ 
wirkung des Angriffs der Mittelmächte eine entscheidende Nolle in den 
Maßnahmen der russischen Führung, 
An der zu Anfang Mai reichlich 1300 Kilometer messenden Gesamt¬ 
front befehligte wie bisher General Alexejew in Siedlce die aus fünf Armeen 
(10., 12., 1., 2., 5.) mit rund 55 Divisionen bestehende Nordwest - 
front, General Iwanow in Cholm die ebenfalls aus fünf Armeen (4., 3., 
8., 11., 9.) mit 50%: Divisionen bestehende Südwestfron t3); die Pilica 
teilte die Gesamtfront in zwei annähernd gleiche Teile. Die Oberste 
Heeresleitung, wie bisher General Großfürst Nikolaus mit General 
Ianuschkewitsch als Generalstabschef und General Danilow als General¬ 
quartiermeister, lag in Baranowicze. Anmittelbar unter dem Großfürsten 
hatten im Norden die 6. Armee mit nicht feldverwendungsfähigen Truppen 
und die Ostseeflotte Petersburg und die Küste zu schützen, im Süden hatte 
eine ähnlich zusammengesetzte 7. Armee und die Flotte des Schwarzen 
1) Band VII, S. 436 (betr. Dardanellen, S. 329). — Näheres über Südwest - 
front S. 189ff. und 261 ff. 
2) 6. 51 ff. 
3) Landwehrverbände sind hierbei nicht mitgerechnet. General Danilow (S. 521) 
gibt die Gesamtstärke für Ende Juni, vielleicht einschließlich Landwehr, mit 108 Infan¬ 
terie-Divisionen, 16 Schützen- und Fuß-Kosaken-Vrigaden sowie 35 Kavallerie-Divi¬ 
sionen an.
	        
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