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Die Offensive der Verbündeten auf Brest Litowsk.
Deswegen wollte er auch die Vug-Armee so schnell als möglich diesseits
des Vug nach Norden vorgehen laßen. Hierbei sprach zweifellos seine schon
früher betonte Besorgnis vor den Geländeschwierigkeiten der Rokitno-
Gürnpfe1) mit. Mit den übrigen Vorschlägen und Absichten erklärte er sich
unter gewissen Vorbehalten einverstanden. Umgehend wurde Generaloberst
von Conrad aufs neue vorstellig: Nur durch starken Stotz des rechten Flü¬
gels der Heeresgruppe Mackensen sei jetzt noch ein Erfolg zu erreichen,
was um so schwerwiegender sei, da der Gegner sich durch Rückzug täglich
mehr dem Flankenstoße entzöge. Ein Zeitverlust könne durch eine neue
Weisung nicht entstehen, da ja vorerst der Angriff auf die jetzige russische
Stellung durchzuführen sei.
Auf die am Morgen des 10. August eintreffende Meldung, daß die
Rußen nunmehr auch vor dem rechten Flügel der ö.-u. 4. Armee zurück¬
gingen, wandte sich Generaloberst von Conrad nochmals an General
von Falkenhahn mit dem dringenden Ersuchen um Änderung der Opera¬
tionsrichtung für die Heeresgruppe Mackensen, da sonst nicht nur die 4.,
sondern auch die 11. und Vug-Armee vor die Front, statt in die Flanke des
Feindes kommen würden. In einer persönlichen Aussprache, zu der General¬
oberst von Conrad dann nach Pleß fuhr, vertrat indessen General von Fal¬
kenhayn den Standpunkt, „daß es bei der Erschöpfung der Truppen und
den Gelände- bzw. Nachschubschwierigkeiten unendlich weniger wichtig sei,
wo die 11. und die Vug-Armee durchstießen, als daß es ihnen überhaupt
an irgendeiner Stelle wirklich gelinge". Als während dieser Besprechung
die Nachricht einlief, daß der Gegner jetzt auch vor dem linken Flügel der
11. Armee zurückginge, war es Generaloberst von Conrad leicht, nach¬
zuweisen, daß damit die Voraussetzungen für den Stoß der 11. Armee in
nördlicher Richtung auf Parczew hinfällig geworden seien. General
von Falkenhayn willigte nunmehr ein, daß der Heeresgruppe Mackensen die
Richtung nach Nordosten auf Brest Litowsk gegeben wurde. Die 4. Armee
sollte mit ihrem linken Flügel über Radzyn auf Viala, die 11. Armee mit
ihrem linken Flügel über Parczew auf Lomazy, die Vug-Armee mit ihrem
rechten Flügel im Flußtal nach Norden vorgehen.
Generalfeldmarschall vonMackensen erließ daraufhin entsprechende
Befehle. Auch ordnete er an, daß die 4. Armee eine ö.-u. Division
an die 1. Armee und die deutsche 47. Reserve-Division an die 11. Armee
abgeben sollte, die ihrerseits dafür die 22. Infanterie-Division der Bug-
Armee zu überweisen hatte. Die 1. Armee erhielt einen doppelten Auf¬
trag je nach dem Verhalten der im Raume um Kowel versammelten ruf«