Generaloberst von Conrad schlägt Verfolgung nach Nordosten vor.
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schauplätzen verwendet werden, daß sich im Osten ein Veharrungszustand
unter Trennung der Operationsgebiete der Verbündeten ergeben würde.
Am 5. August hatte sich Generaloberst von Conrad grundsätzlich mit
dieser räumlichen Zielsetzung einverstanden erklärt, aber auch der Ansicht
Ausdruck gegeben, daß ein Verbleiben der russischen Front in Galizien,
40 Kilometer von Lemberg entfernt, auf die Dauer nicht geduldet werden
dürfe, und angekündigt, daß er entweder im Zusammenhange mit der jetzigen
Operation oder im Anschluß an sie ein Vorschieben der eigenen Front öst¬
lich des Vug und in Galizien anstreben werde.
Wenige Tage darauf, am 8. August, legte er seinerseits der deutschen
Obersten Heeresleitung einen ausführlichen Vorschlag für die Fortsetzung
der gemeinsamen Operationen im Osten vor. Cr hielt darin an dem bis¬
herigen strategischen Ziele fest, durch konzentrischen Druck von Nordwesten,
Westen und Süden die Rüsten im Vogen Narew—Weichsel—Wieprz—
Wlodawa „gründlichst zu schlagen". Da der Feind jedoch bemüht sei, sich
unter zähem Widerstand auf seinen Flanken der Umklammerung durch schleu¬
nigen Rückzug zu entziehen, müffe die Heeresgruppe Mackensen nunmehr die
allgemeine Richtung nach Nordosten auf BrestLitowsk nehmen,
wobei der Druck der Vug-Armee auf dem äußeren Flügel durch Zuführung
der deutschen 47. Reserve-Division verstärkt werden könne. Von einem
Hinübergreifen dieser Armee auf das östliche Ufer, wozu Generaloberst
von Conrad früher mehrmals geraten hatte, war diesmal freilich nichts
gesagt. Cs mußte sich aber zwangsläufig aus der Richtungsänderung der
Heeresgruppe nach Nordosten ergeben. Auch beabsichtigte Generaloberst
von Conrad, die ö.°u. 1. Armee zum Angriff in der Richtung auf Kowel
schreiten zu lassen und sie hierzu aus der 4. Armee weiter zu verstärken^).
Teile der russischen 13. Armee befänden sich anscheinend im Abtransport
von Kowel, während die russische 8. Armee ihre Front am Vug nordwärts
ausdehne. Gleichzeitig mit der 1. Armee wollte er dann auch noch die 2.
und die Südarmee mit ihren inneren Flügeln gegen die Linie Vialykamien—
Zloczow—Zborow offensiv werden lasten.
Die Antwort des Generals von Falkenhayn am 9. August verriet be¬
reits eine gewiste Ansicherheit: Rach seiner Ansicht werde die Heeresgruppe
Mackensen bei Fortführung der im Gange befindlichen Verfolgung von
selbst in die gewünschte Richtung nach Nordosten kommen. Von einer
Ausgabe neuer Weisungen an sie im jetzigen Augenblicke besorgte er in¬
dessen eine unerwünschte Verzögerung, während größte Cile geboten sei.
a) Bereits ant 5. August hatte Generaloberst von Conrad der ö.°u. 4. Armee die
Abgabe des ö.°u. X. Korps an die ö.-u. 1. Armee befohlen-
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