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Die Offensive der Verbündeten aus Brest Litowsk.
30, Juli.
31. Zu«.
verlegen, hier den Feind zu durchbrechen und ihn dann nach rechts hin auf¬
zurollen. Maßgebend für diese Änderung war der Umstand, daß es der
Armee-Abteilung Woyrsch am 29. Juli geglückt war, die Weichsel unter¬
halb von Iwangorod an mehreren Stellen zu überschreiten. Man hoffte,
daß diese Rückenbedrohung die Widerstandskraft des Gegners vor dem
linken Flügel der 4. Armee schwächen würde.
Am frühen Morgen des 30. Juli sah sich Generalfeldmarschall
von Mackensen überraschend vor eine neue Lage gestellt: Der Feind
hatte in rechtzeitiger Erkenntnis der großen, östlich des Wieprz drohenden
Gefahr in der Nacht fast auf seiner ganzen Front zwischen Bug und Weich¬
sel den Rückzug in eine neue Stellung angetreten, die, wie Erkundungen
ergaben, in der ungefähren Linie Matcze (am Vug)—südlich von Cholm—
nördlich von Lublin—Kurow verlief. Auch diese war nach Agentennachrichten
unter Heranziehung der Zivilbevölkerung stark ausgebaut. Westlich von
Kurow fand sie bei Nowo Aleksandrja Anlehnung an die russische Weichsel-
Front um Fwastgorod. Wiederum also, wie so oft schon, hatte sich der
Gegner in letzter Stunde dem ihm zugedachten Entscheidungsschlage ent¬
zogen. Wiederum schien die Heeresgruppe vor der ebenso schwierigen und
aufreibenden wie undankbaren Aufgabe des Frontalangriffs gegen eine neue
starke Stellung zu stehen. Denn die sofort von allen drei Armeen auf¬
genommene Verfolgung fand schnell ihr Ende.
Am 31. Juli wurde der Feind aus dem Vorfelde auf seine Hauptstellung
zurückgedrückt, zum Teil schon wieder unter scharfen Kämpfen. Vei der
Vug-Armee stießen hierbei die 1. und die 11. bayerische Infanterie-Division
erfolgreich über Strzelce vor. Die Armee wurde angewiesen, den Nachdruck
ihres weiteren Vorgehens in die Richtung auf Cholm zu legen. Auch auf
dem linken Flügel der 11. Armee gelang dem X. Armeekorps westlich des
Wieprz ein Einbruch in die russische Stellung. Der linke Flügel der
4. Armee schob sich bis in die Gegend von Kurow vor. Ihr rechter Flügel
erhielt die Richtung nach Nordosten auf Lenczna. Der 11. Armee sollte
dadurch eine Zusammenfassung ihrer Stoßkraft auf engerem Raume ermög¬
licht werden. Den entscheidenden Angriff gedachte Gsneralfeldmarschall
von Mackensen am 1. August mit der Gruppe Cmmich beiderseits der großen
Straße Fajslawice—Wlodawa, mit der Gruppe Plettenberg (Gardekorps,
22. und 103. Infanterie-Division) östlich davon, linker Flügel über Pawlow,
zu führen. Roch schien es, als ob die Russen entschlossen seien, trotz der
bisherigen Mißerfolge ihre Gesamtfront in Polen gegen die konzentrisch
geführten Angriffe der Verbündeten zu behaupten.