Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

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Die Offensive der Verbündeten auf Brest Litowsk. 
Prinzen Leopold von Bayern zu vereinigen und zu einem Stoß über die 
Weichsel zwischen Iwangorod und Warschau in der Richtung auf Lukow— 
Siedlce anzusetzen. Dieser Gedanke entsprang zweifellos dem begreiflichen 
Wunsche des deutschen Generalstabschefs, sich einen stärkeren unmittelbaren 
Einfluß auf die Fortführung der Gesamtoperationen auf dem östlichen 
Kriegsschauplätze zu sichern, indem er entsprechend den zahlreichen deutschen 
Abgaben an die ö.-u. Heeresleitung nun auch einige ö.-u. Verbände in den 
deutschen Befehlsbereich einspannte. Auch hatte er vom Standpunkt der 
Gesamtkriegführung gewichtige Gründe, den Kampf gegen Rußland so 
schnell als möglich zu erfolgreichem Abschlüsse zu bringen, um Kräfte sowohl 
zur Verwendung im Westen wie auch — angesichts der bedenklichen Lage 
des türkischen Bundesgenossen — zu einem „Druck auf die Balkanstaateü") 
freizumachen. 
Sein Vorschlag begegnete indessen beim ö.-u. Generalstabschef entschie¬ 
dener Ablehnung. Dieser hatte bereits vorher im Sinne der bisherigen Ver¬ 
einbarungen der Armee-Abteilung Woyrsch befohlen, oberhalb von 
Iwangorod unter Sicherung gegen die Festung über die Weichsel zu gehen 
und in den Kampf der ö.-u. 4. Armee einzugreifen. Cr bat nunmehr General 
von Falkenhayn, die bestehenden Vefehlsverhältnisse aufrechtzuerhalten, da 
die Operationen der Armee-Abteilung Woyrsch mit denen der Heeresgruppe 
Mackensen, die der 9. Armee hingegen mit dem Rarew-Angriffe in Zu¬ 
sammenhang ständen. Sofort wies General von Falkenhayn in seiner Ant¬ 
wort darauf hin, daß die Zusammenfassung der beiden Armeen gerade dazu 
dienen solle, sie in der jeweils wirksamsten Richtung, in diesem Falle also 
in den Rücken der dem Generalfeldmarschall von Mackensen gegenüber¬ 
stehenden russischen Kräfte, anzusetzen. Generaloberst von Conrad verharrte 
indessen auf seinem Standpunkt, indem er geltend machte, daß ein Stoß 
über die Weichsel unterhalb von Iwangorod zu zeitraubend sein und dem 
Feinde die Möglichkeit bieten würde, Kräfte aus dem Weichsel-Bogen so¬ 
wohl gegen die Heeresgruppe Mackensen als auch gegen die Armee-Gruppe 
Gallwitz zu verschieben. Der Meinungsaustausch hierüber setzte sich noch 
mehrere Tage ergebnislos fort. Auch eine persönliche Aussprache beider 
Generalstabschefs in Teschen am 24. Juli brachte zunächst keine Einigung. 
Erst nachdem Generalfeldmarschall von Mackensen auf eine Anfrage des 
Generals von Falkenhayn versichert hatte, daß er die Lage an der Front 
seiner Heeresgruppe aus eigener Kraft unbedingt bis zum Wirksamwerden 
des Weichsel-überganges halten könne, stimmte Generaloberst von Conrad 
den Vorschlägen des Generals von Falkenhayn insoweit zu, daß die Armee- 
J) Schreiben des Generals von Falkenhayn an den Oberbefehlshaber Ost vom 
21. Juli 1915.
	        
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