Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

352 Der Angriff des Oberbefehlshabers Ost gegen die russische Narew-Front. 
7. August. 
3. August die 6. Landwehr-Vrigahe an die 10. Armee hatte abgeben müssen1), 
war für ihn eine sehr überraschende Maßnahme des Oberbefehlshabers Ost. 
Am besten Weisung, mit dem linken Flügel die Richtung auf Sniadowo zu 
nehmen, nachzukommen, ohne die eigene Absicht der Vorwärtsbewegung 
nach Südosten aufzugeben, verlängerte General von Gallwih den linken 
Flügel nunmehr durch Landsturmtruppen bis zum Anschluß an die 8. Armee, 
während er für den Kern seiner Armee-Gruppe die Richtung nach Südosten 
auch ferner beibehielt. 
Inwieweit das Oberkommando Ost über diese Absichten und 
den unmittelbaren Verkehr zwischen der unterstellten Armee-Gruppe mit der 
Obersten Heeresleitung unterrichtet gewesen ist, hat sich nicht mehr sicher 
feststellen lasten2). Jedenfalls war es durchaus anderer Auffassung als 
General von Gallwih. Rach Ansicht des Generals Ludendorff war „zwi¬ 
schen Vug und Rarew nichts mehr zu holen". Der Oberbefehlshaber Ost 
empfand aber auch, wie die Oberste Heeresleitung darüber wachte, daß 
„von seiner Seite nichts Selbständiges angeordnet" wurde3). 
Am 7. August erhielt die Armee-Gruppe Gallwih, schon seit langem der 
stärkste von allen dem Oberbefehlshaber Ost unterstehenden Verbänden, die 
Benennung 12. Armee; ihre zum Angriff gegen Rowogeorgiewsk be¬ 
stimmte Gruppe Veseler trat tags darauf unmittelbar unter den Ober¬ 
befehlshaber Oft*). 
Der Morgen des 7. August hatte nach fast zweiwöchigem Stillstände 
den ersten sichtbaren Erfolg verlustreicher Frontalkämpfe gebracht. Auf 
breiter Front hatte der Gegner seine seit etwa zehn Tagen zähe verteidigten 
Stellungen nachts geräumt, denn die östlich von Rozan gegenüberstehende 
russische 12. Armee war, wie es in der amtlichen russischen Darstellung 
heißt5), „allmählich so zermürbt worden, daß sie nicht mehr imstande war, 
die Deutschen auch nur kurze Zeit aufzuhalten". Rur vor der Mitte der 
deutschen 12. Armee stand der Gegner noch am Ostrande des Pulwy- 
!) S. 344 Anm. und S. 475. 
2) Der damalige Erste Generalstabsoffizier der Armee-Gruppe, jetzige Oberst a. D. 
Stapff, schrieb dazu im Sommer 1931 dem Reichsarchiv: „Ich habe grundsätzlich den 
Oberbefehlshaber Ost über alles unterrichtet, wenn nicht Oberst Marquard aus¬ 
drücklich wünschte, daß es unterblieb. Dies ist aber nur ein- oder zweimal vor¬ 
gekommen und hatte seinen Grund in den uns bekannten schweren Differenzen zwischen 
Ludendorff und Tappen, deren Verschärfung Oberst Marquard zu vermeiden trach¬ 
tete." Im Gegensatz dazu meint General Ludendorff in einer Zuschrift vom Dezember 
1931 an das Reichsarchiv, er habe nie von diesen Gesprächen gehört. 
3) Mitteilung des Generals Ludendorff vom Dezember 1931 an das Reichsarchiv. 
*) S. 376. 
5) Rjesnamow, S. 192 f.
	        
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