Zwischen Narew und Vug. Russischer Gegenangriff.
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mittuen1). Demgegenüber hielt General von Gallwitz selbst das Vorwärts¬
drücken und Herumschwenken des aus vier Divisionen verstärkten Korps
Matter nach Süden gegen den Vug für erstrebenswert. Es kam ihm des¬
halb darauf an, auch seinen linken Flügel über den Narew zu bringen. Da
es bei Kamionka nicht vorwärts ging, regte er bei General von Eben noch¬
mals an, den Übergang nun doch bei Ostrolenka im Raume der 37. Infan¬
terie-Division zu versuchen, und stellte ihm dazu die anrückende 54. Infan¬
terie-Division zur Verfügung. Mit dieser Verstärkung glaubte General
von Eben, die Aufgabe lösen zu können; er setzte die 54. Infanterie-Division
für den 26. Juli auf Ostrolenka an.
Vei der 8. Armee hoffte General von Scholtz, durch scharfes Zu¬
sammenfassen der Truppen mit Anbruch des nächsten Tages den Übergang im
Raume der 75. Reserve-Division zu erzwingen. Hinter ihr war inzwischen
auch die 58. Infanterie-Division eingetroffen. So stand jetzt auf der Grenze
der beiden Armeen im Raume Ostrolenka—Szkwa-Mündung die Stoßkraft
von im ganzen vier angriffstüchtigen Divisionen bereit.
Vei der Armee-Gruppe Gallwitz sollte der Angriff am26.Juli rs.Ju«.
auf der ganzen Front fortgesetzt werden. Auf dem rechten Flügel hatte das
Korps Plüskow den Hauptstoß zu führen, indem es die russische Stellung
bei Pniewo an der Straße nach Wyszkow durchbrach. Bevor es aber dazu
kam, setzte, etwa 8° morgens beginnend, auf 60 Kilometer Breite ein all¬
gemeiner russischer Gegenangriff ein. Sein linker Flügel traf westlich
des unteren Narew die 85. Landwehr-Division, sein rechter die 4. Garde-
Infanterie-Division nordöstlich von Rozan. In stellenweise erbittertem
Ringen gelang es, den Gegner überall abzuweisen, ihm etwa 3000 Ge¬
fangene abzunehmen und an einzelnen Punkten im Nachstoß auch örtliche
Vorteile zu erringen. Im ganzen aber hatte der, wie es schien, mit erheb¬
licher Kraft an Menschen und Munition geführte russische Stoß die deut¬
schen Truppen doch stark in Anspruch genommen. Die 50. Reserve- und die
1. Garde-Reserve-Division hatten zusammen abermals 1500 Mann ver¬
loren; allgemein waren die Kräfte der Truppe sehr erschöpft, die Artillerie¬
munition knapp. General von Plüskow meldete, daß ein neuer Angriff vor
(Eintreffen ausreichender Munitionsmengen nicht möglich sei. Beim Korps
Matter hatte der russische Vorstoß nur den Südflügel getroffen und war
leicht abgewiesen worden. Im Anschluß daran war es gelungen, in den
Waldungen östlich von Rozan weiter vorzudringen. Auf dem linken Flügel
hatte die 83. Infanterie-Division des Korps Eben mitgewirkt, die in-
1) Mitteilung des Gen. Ludendorff vom Dezember 1931 an das Reichsarchiv.