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Der Sommerfeldzug der Verbündeten in Galizien.
seine 8. Armee in die seit langem vorbereitete Grodek-Stellung in Linie
südwestlich von Werchrata—Magierow—Grodek—südlich von Lubien
zurück.
Angesichts der bedrohlichen Anhäufung feindlicher Kräfte nördlich und
östlich von Iaroslau hatte der Oberbefehlshaber der Südwestfront bereits
am 15. Juni am Bruchpunkt der 3. und 8. Armee um Lubaczow aus
zum Teil als Heeresreserven bestimmten Verbänden eine besondere
Gruppe unter General Olochow (XXIX., II. und V. kaukasisches,
XXIII. Korps, 4. Kavalleriekorps) gebildet. Sie blieb der 3. Armee
unterstellt und sollte den rechten Flügel der 8. Armee decken sowie die Ver¬
bindung zu ihm aufrechterhalten. Den übrigen Korps der 3. Armee
(XV., IX., XIV., X., III. kaukasisches, XXIV.) fiel ebenso wie der
8. Armee die Aufgabe zu, ihre Stellungen bis zum äußersten zu halten.
Die 11. Armee hatte den Dniester-Abschnitt von Czajkowice bis Siwka zu
behaupten. Im Anschluß an sie war der 9. Armee, die vom 5. Juni an mit
dem rechten Flügel entsprechend den Bewegungen der 11. Armee allmählich
in die Linie Halicz—Sniatyn zurückgegangen war, die Flußverteidigung
bis Chotin zugedacht, während ihr linker Flügel im Raume von Czernowitz
aufs neue offensiv werden sollte.
Bereits am 16. Juni wurde die Gruppe Olochow angegriffen und
ebenso wie der linke Flügel der 3. Armee gezwungen, in der Nacht zum
17. Juni in vorbereitete Stellungen auf dem nördlichen Tanew-Llfer
zurückzugehen. Wenige Tage später, in der Rächt zum 20. Juni, mußte
auch die 8. Armee unter dem Drucke der deutschen 11. Armee und des linken
Flügels der ö.-u. 2. Armee die Grodek-Stellung räumen und in die Stel¬
lungen von Lemberg ausweichen. Die zwischen den beiden russischen Armeen
entstandene Lücke war nur durch Kavallerie gedeckt. Auf Weisung des Gro߬
fürsten Nikolaus Nikolajewitsch ging auch der rechte Flügel der 3. Armee
bis zum 23. Juni kampflos hinter den San zurück und nahm bei Zawichost
Anschluß an die 4. Armee.
Inzwischen hatte sich das Schicksal von Lemberg entschieden. Bereits
am 20. Juni hatte der Höchstkommandierende die Räumung der Stadt und
auch des Restes von Galizien befohlen. Als in der Nacht zum 22. Juni
das XXVIII. und VIII. Korps aus ihren Stellungen bei Zolkiew ge¬
worfen wurden, trat General Vrussilow am Vormittag des 22. Juni den
Rückzug in die Linie nördlich von Rawa Ruska—nordöstlich von Zolkiew—
Vobrka an. Am gleichen Tage erließ General Iwanow neue Weisungen
für die Südwestfront: die 3. Armee und Gruppe Olochow hatten in enger
Verbindung mit der 4. die nach Süden gerichtete Front Lublin—Wladimir
Wolynsk zu decken, die 8. und 11. Armee, nach Osten weichend, dem Gegner