Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

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Der Sommerfeldzug der Verbündeten in Galizien. 
von Falkenhayn trug sich sogar, allerdings nur vorübergehend, mit dem 
Gedanken, die beiden aus Syrmien nach Galizien zur Südarmee rollenden 
Divisionen nach dem westlichen Kriegsschauplätze abzulenken'). Auch 
stimmte ihn ein von Oberst von Seeckt in seiner Beurteilung der Lage aus¬ 
gesprochener Zweifel bedenklich, ob die ö.-u. 4. Armee allein imstande sein 
würde, während der noch laufenden Operation auch weiterhin die linke 
Flanke der 11. Armee zu decken. Am 16. Juni sah er sich zu der Mitteilung 
an den Oberbefehlshaber Ost veranlaßt, daß dieser auf zwei soeben in seinem 
Befehlsbereich durch Einsatz von Landstmmformationen freiwerdende Divi¬ 
sionen nicht sicher für seine Zwecke rechnen dürfe2). In dem Schreiben hieß 
es: „Der Druck der Westfront wird jetzt so stark und die Notwendigkeit, die 
linke Flanke der 11. Armee während ihres entscheidenden Vorstoßes nach 
Osten wirksam zu unterstützen, kann so zwingend werden, daß der Einsatz 
der Divisionen an der einen oder anderen Stelle unvermeidlich werden 
könnte." 
Eine ähnliche Auffassung über die Fortführung der Operationen auf 
dem östlichen Kriegsschauplätze wie Oberst von Seeckt vertrat unabhängig 
von ihm der Chef der Operationsabteilung, Oberst Tappen. Am 
18. Juni schlug er General von Falkenhayn vor, nach dem Falle von Lem¬ 
berg „zwischen Bug und Weichsel in Richtung auf Warschau und gegen 
die dort befindlichen starken russischen Kräfte vorzustoßen, um den Krieg mit 
Rußland damit zu Ende zu bringen oder wenigstens seine Widerstandskraft 
ganz zu brechen2)". Er glaubte, daß es zur Lösung dieser Aufgabe nicht 
mehr aller zur Zeit in Galizien eingesetzten deutschen Kräfte bedürfe, und 
schlug vor, nach Abschluß der gegenwärtigen Operation zwei Armeekorps 
nach dem westlichen Kriegsschauplatz zurückzubefördern, um mit ihnen bei 
der 6. Armee erforderliche Ablösungen vorzunehmen. General von Falkenhayn 
selbst hoffte in der Verminderung der deutschen Oststreitkräfte noch erheblich 
weiter gehen zu können. „Seine Exzellenz einverstanden", so heißt es im 
privaten Tagebuch des Obersten Tappen, „will aber noch drei Korps zu 
Gaede bringen, um Elsaß zu säubern. Ob diese drei Ziele gleichzeitig zu 
erreichen sind, muß noch geprüft werden." Wenn sich das hier vermerkte 
Einverständnis des Generals von Falkenhayn nicht nur auf die Zurückbeför¬ 
derung der Kräfte nach dem Westen, sondern auch auf die Fortführung der 
Operationen im Osten entsprechend dem Vorschlage des Obersten Tappen 
bezogen hat, so ist kaum anzunehmen, daß der Chef des Generalstabes des 
1) Tagebuchnotiz des damaligen Obersten Groener. 
2) S. 128. 
3) Aus nichtveröffentlichten Kriegserinnerungen des jetzigen Generalleutnants 
a. D. Tappen.
	        
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