Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Vorschlag des Obersten von Seeckt zum Einschwenken nach Norden. 
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fanterie-Division zur Südarmee bereit. Die Anordnungen hierzu ergingen 
am Nachmittage des 14. Juni. 
Am 15. Juni legte der Generalstabschef der 11. Armee, Oberst 
von Seeckt, in einer der deutschen Obersten Heeresleitung unterbreiteten 
Beurteilung der Lage dar, wie Generaloberst von Mackensen sich die Fort¬ 
führung der Gesamtoperationen auf dem galizischen Kriegsschauplatz nach 
der erhofften und erstrebten Durchbrechung der feindlichen Stellungen west¬ 
lich und nordwestlich von Lemberg dachte. Der Stoß der 11. Armee sollte 
dann noch so weit nach Osten fortgesetzt werden, daß der größte Teil der in 
Galizien befindlichen russischen Kräfte von der Hauptmaste ihres Heeres 
abgesprengt wurde. Eine Einkreisung namhafter Kräfte auf dem nördlichen 
Ufer des Dniester durch umfastendes Vorgehen östlich und nördlich von Lem¬ 
berg hielt Oberst von Seeckt bei frühzeitig erfolgendem Rückzug des Feindes 
nicht für wahrscheinlich, doch hoffte er, starke Teile durch kräftigen Druck 
gegen die von Lemberg nach Norden führenden Straßen in östlicher und 
nordöstlicher Richtung abdrängen zu können. Damit sah er die Aufgabe 
der 11. Armee nach dieser Seite hin als voraussichtlich beendet an. Das 
weitere Zurückdrängen des Feindes in Galizien nach Nordosten und Osten 
sollte der ö.-u. 7. Armee und der Südarmee zufallen. Für den gesamten 
linken Heeresflügel, die 2., 11. und 4. Armee, schlug Oberst von Seeckt 
Einschwenken nach Norden vor. „Das Ziel dieser Operation", 
so hieß es in dem Schreiben, „wäre dann das Vorgehen der 2. und 11. Armee 
zwischen Bug und Weichsel gegen die Linie Brest Litowsk—Warschau, 
während die 4.Armee beiderseits der Weichsel vorgeht. Damit wäre 
die Entscheidung gegen die russische West - und Nord¬ 
west front herbeizuführen." 
Hier wurde zum ersten Male der große operative Gedanke ausge¬ 
sprochen, der dann später, wenn auch unter veränderten Umständen, Wirk¬ 
lichkeit werden sollte. General von Falkenhayn stand ihm in diesem Zeit¬ 
punkt noch sehr zurückhaltend gegenüber, wie seine Randbemerkung zu dem 
letzten Satz des Schreibens des Obersten von Seeckt beweist: „Ein schöner 
Gedanke! Aber?" Der hierin ausgedrückte Zweifel des Leiters der Ge- 
samtoperationen an der Möglichkeit, nach Abschluß der zur Zeit noch im 
Gang befindlichen Operationen in Galizien eine neue, weitzielende Offen¬ 
sive auf dem östlichen Kriegsschauplätze einzuleiten und durchzuführen, ent¬ 
sprang vornehmlich der Sorge um die Aufrechterhaltung des Widerstands¬ 
vermögens der deutschen Westfront, gegen die gerade jetzt wieder an 
mehreren Stellen neue schwere Angriffe bevorzustehen schienen*). General 
*) S. 87. 
16*
	        
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