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Der Sommerfeldzug der Verbündeten in Galizien.
durch Besetzung von Wolica und Cuculowce. Damit war es gelungen,
starke Kräfte auf das rechte Stryj-Ufer zu schieben, wo nach der Weisung
der ö.-u. Heeresleitung der Schwerpunkt der Operation lag. Die 1. Kaval¬
lerie-Division stieß am Niezachowka-Abschnitt auf Feind und ging daher
südlich um den Bilczeski las herum auf Derzow vor. Die Gruppe Szurmay,
auf deren rechtem Flügel sich die 71. Infanterie-Brigade gegen Rudniki ent¬
wickelte, mühte sich vergeblich, die russischen Stellungen südlich des Dniester
zu nehmen. Die Infanterie der Gruppe Leonhardi wurde sogar durch einen
Gegenstoß bis an den Ostrand von Zady zurückgeworfen.
Wenn es somit bisher auch noch nicht gelungen war, den Feind vom
Südufer des Dniester zu vertreiben und auf die Übergänge bei Mikolajow
und Kolodruby Hand zu legen, so glaubte das Oberkommando der Südarmee
doch mit berechtigten Hoffnungen dem Fortgang der Offensive auf dem
rechten Stryj-llfer in östlicher Richtung entgegensehen zu dürfen.
7. Operative Erwägungen und Entschlüsse.
Karten 5 und 6, Skizze 14.
Die Eroberung von Przemysl und der mit ihr verbundene
Raumgewinn stellte die verbündeten Heeresleitungen vor die Frage, wie
die Operationen fortgeführt werden sollten.
Schon geraume Zeit, bevor dieses Ergebnis in greifbare Nähe gerückt
war, hatte sich General von Falkenhayn angesichts des schleppenden
Ganges, den die Ereignisse auf dem galizischen Kriegsschauplatz in der
zweiten Hälfte des Mai nahmen, mit dem Gedanken der Flüssig¬
machung von Verstärkungen beschäftigt. Die Entscheidung,
woher diese Kräfte zu nehmen seien, war freilich nicht einfach. Die erst
vor kurzem im Bereich des Oberbefehlshabers Ost neu gebildeten drei
Divisionen*) — 101., 103., 105. Infanterie-Division — waren soeben (vom
24. Mai ab) auf Drängen des Generals von Conrad nach Südungarn ge¬
fahren worden, um von hier je nach Erfordernis gegen Italien oder Ser¬
bien verwendet werden zu können. Der ö.-u. Generalstabschef stand dem
Wunsche des Generals von Falkenhayn, diese Divisionen nunmehr auf den
Kriegsschauplatz nördlich der Karpaten heranzuziehen, ablehnend gegenüber
mit der Begründung, daß er einen Angriff der Serben nach Syrmien oder
Bosnien nicht für ausgeschlosien halte.
Es blieb daher nichts übrig, als die Front des Oberbefehls-
rr. bis 28. Mai. habersOst noch weiter zu schwächen. Bereits am 23. Mai hatte General
0 S. 18, 103 und 122/123.