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Der Sommerfeldzug der Verbündeten in Galizien.
Holobutow durchstoßen und Stryj nehmen. Da trat ein Ereignis ein, das
den Angriff völlig in Frage zu stellen drohte.
Bereits am 28. Mai hatte das Korps Hofmann seine Mitte vor star¬
ken russischen Gegenstößen auf das linke Swica-!lfer zurücknehmen muffen.
In der Nacht zum 30. von neuem auf der ganzen Front angegriffen und
um 4° morgens südöstlich von Volechow durchbrochen, gab das Korps seine
Stellungen auf und ging an den Höhenrand beiderseits Volechow zurück.
Feldmarschalleutnant Hofmann glaubte, nicht einmal diese Linie mit seinen
schwer erschütterten Truppen sicher halten zu können, und bat um Ver¬
stärkung durch fünf bis sechs Bataillone noch im Laufe des Tages.
General von Linsingen stand vor der Frage, ob er diese Kräfte dem
Korps Vothmer entnehmen und damit auf die bei Stryj erstrebte Ent¬
scheidung verzichten oder den beabsichtigten Angriff ohne Rücksicht auf die
Lage beim Korps Hofmann durchführen sollte. Cr entschloß sich auf Vor¬
schlag des Generals Grafen von Vothmer zu letzterem, in der Erwägung,
daß es durchaus nicht feststand, ob der Feind überhaupt weiter angreifen
und, wenn er es tat, Erfolg haben würde. Dem Korps Hofmann befahl er,
nicht nur seine neuen Stellungen zu halten, sondern durch Angriff das
Verlorene wiederzugewinnen. Das Korps Geros, das infolge der Ereigniffe
beim Korps Hofmann seinen linken Flügel an den Nordausgang von Knia-
zoluka hatte zurückbiegen müssen, wurde angewiesen, sich rückgängigen Be¬
wegungen seines Nachbars nicht anzuschließen, vielmehr den Feind durch
Gegenangriff zum Stehen zu bringen und das befohlene Vorgehen des
Korps Hofmann nach Kräften zu unterstützen. Der ö.-u. Heeresleitung mel¬
dete General von Linsingen, daß der Gegner nach einer soeben eingelaufenen
Mitteilung der 7. Armee vor dieser Verschiebungen nach Westen vor¬
nehme, und daß die Südarmee ihre Offensive mit Erfolg nur dann fortsetzen
könne, wenn die 7. Armee die ihr gegenüberstehende russische 9. Armee durch
Angriff binde. General von Conrad befahl daraufhin der 7. Armee, mit
ihrem linken Flügel anzugreifen, „um jedes Abziehen feindlicher Kräfte
unbedingt zu verhindern". Spät abends teilte General von Pflanzer-Baltin
der Südarmee mit, daß sein linker Flügel am 31. Mai über die Linie
Pasieczna—Sliwki vorgehen werde.
3i.Mai. Dem kühnen Entschluß des Generals von Linsin¬
gen war ein voller Erfolg beschieden. Nach 1-Mtündiger,
sich zum stärksten Trommelfeuer steigernder Artillerievorbereitung brach die
verstärkte 3. Garde-Infanterie-Division am 31. Mai um 545 morgens aus
ihren Gräben vor und nahm im ersten Anlauf die gesamten feindlichen Stel¬
lungen von Duliby bis südwestlich von Stupnica. Über 5000 Gefangene und
acht Geschütze fielen in ihre Hände. Dem fliehenden Feinde auf den Fersen,