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Der Sommerfeldzug der Verbündeten in Galizien.
Bereits am 14. Mai sahen sich die 3. Arm e e und der rechte Flügel
der 8. angegriffen. Zn der Nacht zum 16. Mai mußte das XXIV. Korps
der 3. Armee den Brückenkopf von Iaroslau aufgeben und im Abschnitt
Lubaczowka-Mündung—Wietlin hinter den San zurückgehen. General
Iwanow befahl am 16. Mai hartnäckigste Verteidigung der Gesamtfront;
an der stark bedrohten San-Linie sollte sie mit einer Gegenoffensive ver¬
bunden werden. Hierzu wurde der Übertritt der beiden linken Flügelkorps
(XXI. und XII.) der 3. Armee zur 8. angeordnet, die 3. dafür durch die
von der Nordwestfront soeben eingetroffene 8. Division des XV. Korps ver¬
stärkt. Die 8. Armee sollte mit Teilen aus Przemysl heraus in die Flanke
des dem XXI. und XII. Korps am San gegenüberstehenden Feindes vor¬
stoßen. Die Führung im Brennpunkt des Kampfes an der Südwestfront
ging damit an General Vrussilow über.
Indesien schon am 16. und 17. Mai trat ein neuer Rückschlag bei
der 3. Armee ein: die deutsche 11. Armee warf das XXIV. und
III. kaukasische Korps zurück und überschritt selbst bei Iaroslau und unter¬
halb den San. General Iwanow sah sich daher gezwungen, die 3. Armee
durch ein zusammengesetztes Korps (3. kaukasische Schützen-Division des in
Heeresreserve bei Lemberg stehenden V. kaukasischen Korps, 77. Infanterie-
Division von der Nordwestfront und eine Kavallerie-Division) zu stützen,
das zunächst im Raum südwestlich von Lubaczow versammelt wurde. Er
befahl, den Gegner wieder über den San zurückzuwerfen.
Obwohl die 8. Armee diesen Gegenangriff durch Vorgehen be¬
sonders gegen Iaroslau unterstützte, mißlang er am 19. Mai; das
XXIV. Korps wurde sogar an der Lubaczowka eingedrückt. In die da¬
durch zwischen diesem und dem III. kaukasischen Korps entstandene Lücke
mußte General Radko Dmitrijew schleunigst die 77. Infanterie-Division
und einen großen Teil seiner Kavallerie (7., 11., 16. Kavallerie-Division,
3. Don- und 3. kaukasische Kosaken-Division) einschieben. Zur weiteren
Stützung seines linken Flügels wurde am 20. Mai auch noch das V. kau¬
kasische Korps (3. kaukasische Schützen-Division und zwei Kuban-Fuß-
kosaken-Vrigaden) hier eingesetzt.
Inzwischen war aber auch die Stellung der 8. Armee südlich von Prze-
mysl von der ö.-u. 3. Armee teilweise eingedrückt worden. General Iwanow
sah die Lage jetzt für so ernst an, daß er sich in der Nacht zum 21. Mai zur
Räumung der Festung entschloß. Da indessen der Druck der Verbündeten am
San nachließ und die Lage der 3. Armee sich festigte, wurde die Räumung
zunächst noch aufgeschoben. Als Verstärkung wurden der Südwestfront die
20. Infanterie-Division vom Kaukasus sowie die 3. Garde-Infanterie-Divi-