Volltext: Die Operationen des Jahres 1915 ; [2]. Die Ereignisse im Westen im Frühjahr und Sommer, im Osten vom Frühjahr bis zum Jahresschluß (8. 1932)

Einbruch in die Fortlinie von Przemysl. 
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starken, am Tage wiederholten Massenangriffen ausgesetzt, an denen sieben 
russische Divisionen beteiligt waren. Sie wurden vollkommen, meist in 
harten Nahkämpfen, abgewiesen. Die Krise schien hier überwunden. 
Auch bei der ö.-u. 3. Armee hatte das Artilleriefeuer gegen Przemysl 
am 30. Mai eingesetzt. Der Sturm war hier ebenfalls für den folgenden 
Tag vorgesehen. Aber schon um 7® abends war es der Infanterie gelungen, 
das Fort VII bei Pralkowce überraschend zu nehmen. 
Im Angriffsabschnitt der 11. bayerischen Infanterie- si.stat. 
Division erschien in der Frühe des 31.Mai der in die Sturmstellun¬ 
gen eingerückten Infanterie die Wirkung des Artilleriefeuers noch nicht 
als ausreichend. Daher wurde der Sturm aus den 1. Juni verschoben, das 
Wirkungsschießen auf die in Aussicht genommene Cinbruchsstelle fort¬ 
gesetzt. Die links anschließende 82. Neserve-Division stand am Vormittage 
westlich des San in schwerem Angriffskampf, um die Gehöfte „zu Mal- 
kowice" dem Feinde zu entreißen und aus Walawa nach Süden vorzu¬ 
stoßen. In dieser Lage traf um 250 nachmittags beim Armee-Ober¬ 
kommando ein Befehl der ö.-u. Heeresleitung ein, der unter Hinweis auf 
die bedenklichen Vorgänge bei Sieniawa und die dortigen feindlichen 
Kräfteansammlungen folgendes anordnete: „11. und 4. Armee sorgen 
für besonders starke Einrichtung ihrer Kampflinien und stellen alle ent¬ 
behrlichen Kräfte als Reserven für die Abwehr bereit. 3. und 2. Armee 
führen Angriff auf Przemysl und gegen Linie Przemysl—Rudki mit aller 
Entschiedenheit fort." Das Armee-Oberkommando 11 entnahm hieraus 
den an sich gewiß begreiflichen Wunsch der ö.-u. Heeresleitung, die im 
März trotz tapferer Verteidigung verlorene Festung durch Kräfte der 
eigenen Armeen wiedergewinnen zu lasten. Cs glaubte indessen diesem Er¬ 
suchen in der augenblicklichen operativen Lage nicht entsprechen zu dürfen, 
da bei plötzlichem Verzicht der 11. Armee auf die Durchführung des An¬ 
griffs auf Przemysl und auf den Vorstoß von Norden in den Rücken der 
Festung die Gefahr drohte, daß die ganze Angriffsoperation zum Stillstand 
kam, — dies um so mehr, als kurz darauf die Nachricht einging, daß die 
Verbündeten das abends zuvor genommene Fort VII wieder aufgegeben 
hätten. Im Vollgefühl seiner Verantwortung sah Generaloberst von Macken¬ 
sen von der Abänderung seiner bisherigen Befehle ab. Das fand seine 
ebenso schnelle wie glänzende Rechtfertigung durch das Verhalten der mit 
dem Angriff auf Przemysl betrauten Truppen. 
Die bis 4° nachmittags dauernde neue Beschießung der Angriffsfront 
war sichtlich von größter Wirkung. Der letzte glückliche Schuß eines 42 cm- 
Mörsers hatte den Rest einer gefährlichen Grabenstreiche an der Westflanke 
des Forts XI zerschmettert. Diese günstigen Umstände erkennend, brach
	        
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