Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 2. Der Abschluß der Operationen im Westen und Osten (6. 1929)

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Der Krieg im Osten. 
Ende Oktober einer Meldung an die Oberste Heeresleitung das Arteil abgab: „Auf Offen- 
*Novem&er? sivkrast im großen nicht mehr zu rechnen. In Defensive wegen schwacher 
Artillerie schmale Front nötig." 
Beim deutschen Oberkommando Ost faßte man die Aufgabe des öfter- 
reichisch-ungarischen Heeres ganz anders auf als in Neu-Sandez. Während 
General v. Conrad in einer Trennung der beiden verbündeten Heere stets 
eine ernste Gefahr gesehen hatte, erblickte man— wie schon erwähnt') — 
in Posen in solcher Trennung gerade die beste Lösung. Generaloberst 
v. Hindenburg legte auf das „Schulter-an°Schulter"-Fechten keinen Wert, 
handelte es sich doch um die völlig unabhängig nebeneinander stehenden 
Streitkräfte zweier selbständiger Staaten, deren Belange keineswegs immer 
die gleichen waren. Unter diesen Umständen konnten Reibungen, wie schon 
der Oktoberfeldzug gezeigt hatte, nicht ausbleiben. Einstweilen mußte . 
deutscherseits verlangt werden, daß der österreichisch-ungarische linke Flügel 
noch hielt, um ein vorzeitiges Nachstoßen der Russen in den Abtransport 
der 9. Armee hinein zu verhindern, dann aber sollte das verbündete Heer 
— nach der Meinung des Oberbefehlshabers Ost, die Hauptmann v. Fleisch- 
mann schon an General v. Conrad gemeldet hattet — schrittweise nach 
Süden, linker Flügel auf die Festung Krakau, zurückgehen, um russische 
Kräfte dorthin nachzuziehen. Daß dann eine große Lücke zwischen den 
beiden verbündeten Heeren entstand, daß das oberschlesische Industriegebiet 
im wesentlichen ungedeckt blieb, mußte in Kauf genommen werden. Der 
Russe würde vielleicht gar nicht wagen, in die geöffnete Zange hinein- 
zustoßen. Tat er es doch, dann wurde der deutsche Angriff von Norden um 
so wirksamer. Das verbündete Heer aber, so glaubte man, würde, wenn 
überhaupt irgendwo, dann am ersten in der starken Abwehrstellung der Kar- 
paten mit der großen Festung Pschemysl im Vorfelde und der Festung Kra- 
kau als linkem Flügelstützpunkt die Möglichkeit finden, Kräfte zu neuem 
Stoß an entscheidender Stelle herauszuziehen. 
General v. Conrad war durch Hauptmann v. Fleischmann auf die 
Möglichkeit einer Verschiebung von Teilen der deutschen 9. Armee in die 
Gegend von Thorn schon seit dem 29. Oktober vorbereitet. Als er am 
z. November. 3. November erfuhr, daß dieser Plan jetzt zur Durchführung komme und 
dazu die Masse der 9. Armee zum Angriff gegen die russische Flanke nach 
Norden verschoben werden solle, war er damit zwar einverstanden, nicht 
aber mit dem Ausweichen des österreichisch-ungarischen Heeres nach Süden 
und mit der völligen Trennung vom deutschen Ostheere°). General v. Con- 
rad wollte, wenn er weiter zurück mußte, nicht über die Karpaten nach 
-) S. 44. — 2) S. 44 f. — 3) S. 228 f.
	        
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