Volltext: Der Herbst-Feldzug 1914 ; 2. Der Abschluß der Operationen im Westen und Osten (6. 1929)

480 Allgemeine Bemerkungen des Chefs des Gen. St. des Feldheeres vom 25.11.14 
Anlage Z. 
Chef des Generalstabes des Feldheeres. 
Streng geheim! 
Durch Offizier geschrieben. 
G. H. Q. M6ziöres, den 25.11.14, 
Allgemeine Bemerkungen/) 
1. In der nächsten Feit gilt es vor Allem, die gewonnene Linie unbedingt zu 
halten. Hierbei darf jedoch der Angriffsgedanke nicht verloren gehen; es muß vielmehr 
jede Gelegenheit wahrgenommen werden, vorwärts gelegenes Gelände in Besitz zu nehmen. 
Auch kleinere derartige Unternehmungen erhalten den Angriffsgeist in der Truppe, wirken 
der Erschlaffung entgegen und entbehren nicht des Eindrucks auf den Feind. Vorbedingung 
für das Gelingen aller Unternehmungen ist ihre gründlichste Vorbereitung; nicht 
geglückte Unternehmungen wirken in demselben Maß ermutigend auf den Feind, wie sie 
unsere Truppen ungünstig beeinflussen. Die im Verlauf des Feldzugs überall gemachte 
Erfahrung, daß der Gegner verlorene Stellungen durch besonders heftige Gegenangriffe 
wieder zu nehmen sich bestrebt, mutz dazu führen, jede gewonnene Position unverzüglich 
stark zu befestigen. Was genommen ist, mutz unbedingt gehalten werden. 
2. Im Allgemeinen soll die augenblicklich von unserer vordersten Linie erreichte 
Stellung festgehalten werden. Da dieselbe lediglich aus der taktischen Lage entstanden ist, 
wird sie an manchen Stellen möglicherweise zur nachhaltigen Verteidigung unbrauchbar 
sein. An solchen Punkten ist eine Verbesserung nach vorn anzustreben. Nur wo dies ganz 
unausführbar, kann der Verzicht auf geringe Geländestrecken gerechtfertigt sein. Es ist 
hierbei wohl zu beachten, daß die Aufgabe auch tatsächlich völlig bedeutungsloser Objekte 
vom Gegner als großer Erfolg betrachtet und entsprechend ausgenutzt werden wird. 
3. Um ein unbedingtes Halten unserer Stellungen zu gewährleisten, sind zunächst 
die vordersten Linien mit allen Mitteln weiter zu befestigen. Neben ausgiebigster 
Verwendung stärkster Hindernisse aller Art mutz eine gegen die Wirkung auch der feindlichen 
schweren Artillerie sichernde Deckung erreicht werden. Möglichst stark eingedeckte Unterstände, 
völlig eingedeckte Verbindungswege und Batteriedeckungen müssen, wo noch nicht geschehen, 
geschaffen werden. Besondere Aufmerksamkeit ist dem Ausbau der Artilleriebeobachtungs¬ 
stellen zuzuwenden; die Bereitstellung von Panzerplatten für letztere ist in die Wege ge¬ 
leitet. Ebenso wird für Schützenblenden und für Maschinengewehrschutzschilde, die auch dem 
aus kürzester Entfernung abgegebenen Fnfanteriefeuer Widerstand leisten, Sorge getragen 
werden. Auf die Sicherung der vorn eingebauten Geschütze durch starke Hindernisse wird 
hingewiesen. Je fester die vorderste Linie gesichert ist, um so mehr Truppen können dort 
gespart und, weiter nach rückwärts verlegt, evtl. zu anderweitiger Verwendung frei¬ 
gemacht werden. Es mutz dauernd dahin gestrebt werden, durch Verstärkung der passiven 
Hindernismittel an Mannschaften der vordersten Linie zu sparen. 
Die Tatsache, dah unsere Mannschaft im allgemeinen nur ungern Befestigungs¬ 
arbeiten ausführt, und die Wichtigkeit des Ausbaus unserer gesamten Linie zwingen dazu, 
datz die höheren Vorgesetzten persönlich fördernd und anregend einwirken. 
4. Neben der Befestigung der vordersten Linie mutz gleichzeitig der Ausbau 
rückwärtiger Stellungen erfolgen. Die Erfahrungen des Feldzuges zeigen, dah es 
nicht darauf ankommt, größere zusammenhängende einheitliche Stellungen zu schaffen, 
datz vielmehr ein schrittweises Verteidigen zahlreicher dicht hintereinander liegender Ee- 
ländepunkte mit starken Hindernissen und guten Flankierungsanlagen einem etwaigen 
Durchbruch des Gegners den nachhaltigsten Aufschub bereitet. Diese Verteidigungsart ist 
*) Entwurf von der Hand des Generalmajors Wild v. Hohenborn.
	        
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